Mathilde Übergs wurde am 30. November 1896 in Riga in Lettland geboren. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam sie für drei Tage in das Kreiskrankenhaus Soltau. Dort wurde sie am 19. Mai 1945 von einem Amtsarzt begutachtet. Der schrieb in seinem Gutachten, Mathilde Übergs sei wie versteinert, habe eine psychomotorische Unruhe und eine »Sperrung der Willenstätigkeit«. Auch behauptete er, es sei »mit plötzlichen Gewalttätigkeiten bei Durchbrechung des Stupors [totale Bewegungsunfähigkeit trotz vollen Bewusstseins, »Versteinerung«] zu rechnen« und empfahl eine sofortige Unterbringung in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Noch am gleichen Tag kam sie in Lüneburg an und wurde in Haus 22 der Anstalt untergebracht.
Sie war mit der Einweisung nicht einverstanden und trommelte nachts gegen ihre Zimmertür. Am nächsten Tag erhielt sie Elektroschockbehandlungen. Am zweiten Tag ist vermerkt, sie krieche am Boden umher und sei sehr laut. Am 9. Juni 1945 wird erstmals vermerkt, dass eine Verständigung schwierig sei, da sie Lettisch spreche. Vorher hatte man sich offenbar noch nicht bemüht, ein Gespräch mit ihr zu führen.
Nach einigen Monaten schien sich Mathilde Übergs mit dem Leben in der Anstalt arrangiert zu haben. Sie beschäftigte sich mit Flickarbeiten, schien ruhig, geordnet und »sehr fleißig«. Danach verschlechterte sich ihr Zustand. Ab Februar 1946 nahm sie kaum noch Nahrung und Flüssigkeit zu sich. Sie erhielt flüssige Nahrung und Kochsalzlösung und zur Beruhigung das Medikament Luminal. Ab Juni 1946 war sie bettlägerig. Am 14. Dezember wurde notiert, sie sei körperlich sehr zurückgegangen. Am 22. Dezember 1946 starb Mathilde Übergs mit 50 Jahren. Die offizielle Todesursache lautete »mangelnde Nahrungsauswertung«.