Helga Marie Volkmer wurde am 19. März 1933 in Westerwesede, Kreis Rotenburg, geboren. Helga hatte drei Geschwister. Die Eltern Johann und Marie Volkmer bewirtschafteten zehn Morgen Pachtland und besaßen Kühe. 1939 wurde Helgas Aufnahme in eine Anstalt beantragt, weil man unterstellte, die Mutter sei mit der Beaufsichtigung ihrer Kinder neben der Arbeit auf dem Hof überfordert: » […] da sie [die Mutter] durch die Betreuung ihrer Kinder und durch die Versorgung der eigenen Landwirtschaft (3 Stück Rindvieh) ausgiebig in Anspruch genommen ist.«
Helga Volkmer wurde am 5. Juni 1939 in die Rotenburger Anstalten der Inneren Mission aufgenommen. Dort diagnostizierten Ärzte einen »Wasserkopf«. Zwischen Juni 1939 und August 1941 gab es keine Einträge in ihre Krankenakte, obwohl sie zwischenzeitlich an Diphtherie und Scharlach erkrankt war. Helga Volkmer wurde am 9. Oktober 1941 in die Lüneburger »Kinderfachabteilung« verlegt. Der erste Lüneburger Eintrag in die Krankengeschichte erfolgte am 19. November 1941. Bereits der zweite Eintrag beschrieb ihr Sterben. Die Eltern wurden mit einem Standardschreiben vorab auf den bevorstehenden Tod vorbereitet: »Ihre Tochter Helga ist seit einigen Tagen hochfieberhaft erkrankt. Bei ihrer allgemeinen Hinfälligkeit ist ihr Zustand nicht unbedenklich.«
Helga Volkmer starb am 30. November 1941. Sie ist eines der ersten Opfer der Lüneburger »Kinder-Euthanasie«. Nach ihrem Tod wurde ihr Gehirn entnommen und ihr Leichnam seziert. Als offizielle Todesursache notierte der Arzt Willi Baumert: Lungenentzündung. Sie wurde als fünftes Kind auf dem »Kindergräberfeld« des Anstaltsfriedhofs bestattet. Ihre Mutter reiste zur Beerdigung, jedoch zu spät. Helga war bereits bestattet worden.
Helga Volkmer mit ihrem Bruder Helmut und der Kindergärtnerin Ilse, ca. 1935.
Privatbesitz Marlene Volkmer.
Helga Volkmer (mitte) mit ihren Geschwistern Anita und Helmut, ca. 1939.
Privatbesitz Marlene Volkmer.
Brief an Johann Volkmer, 28.11.1941.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 442.
Todesanzeige Helga Volkmer, 1.12.1941.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 442.