Anna Friebe, geborene Wysocki, geboren am 1. November 1896, wuchs in der Rotehahnstraße 20 in Lüneburg auf. Nach Beendigung der Schulzeit arbeitete sie als Hausmädchen. Im Jahr 1915 brachte sie ihr erstes Kind zur Welt. Vier Jahre später, mit 22 Jahren, heiratete sie den Vater ihres ersten Kindes, den Bahnarbeiter Albert Friebe. Es folgten in kurzen Abständen die Geburten von fünf weiteren gemeinsamen Kindern. Am 19. Mai 1923 wurde das letzte Kind geboren.
Wenige Wochen nach der Geburt ordnete das Gesundheitsamt ihre Aufnahme in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg an, da Anna Friebe nach der letzten Entbindung an einer Schwangerschaftsdepression erkrankte. Zu diesem Zeitpunkt waren das jüngste Kind fünf Wochen und das älteste sieben Jahre alt. Fünf Monate später wurde Anna Friebe als »geheilt« entlassen und kehrte zurück in ihr Elternhaus, wo die kinderreiche Familie noch gemeinsam mit Annas Eltern wohnte.
Anfang des Jahres 1924 stellten sich bei Anna Friebe erneut eine auffällige Unruhe und Erregungszustände ein. Sie litt unter Schlaflosigkeit, Ängsten und Wahrnehmungsstörungen, auch äußerte sie Suizidgedanken. Am 15. April 1924 wurde sie daraufhin ein zweites Mal in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen. Inzwischen war Anna Friebe mit ihrer Familie in die Salzbrückerstraße 5 umgezogen, nachdem sie sich mit ihrer Mutter zerstritten hatte.
Anna Friebe wurde nicht mehr entlassen und blieb Anstaltspatientin, bis sie der »Aktion T4« zum Opfer fiel. Am 9. April 1941 kam sie in die Zwischenanstalt Herborn und von dort am 12. Mai 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar. Dort wurde sie noch am Ankunftstag in der Gaskammer im Keller der Anstalt ermordet. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Ehemann Albert Friebe bereits verstorben. Über das weitere Leben ihrer sechs Kinder ist nichts bekannt.
Ein Stolperstein in der Rotehahnstraße 20 erinnert an Anna Friebe, geboren 1. November 1896, ermordet am 12. Mai 1941.
Stolperstein für Anna Friebe in der Rotehahnstraße 20 in Lüneburg.