Anton Ratazack

Anton Ratazack war Arbeiter in Wilhelmshaven. Da er gut Deutsch sprach, ist anzunehmen, dass er bereits vor Ausbruch des Krieges im Deutschen Reichsgebiet lebte und arbeitete. Anton Ratazack wurde am 4. Mai 1914 in Polen im Kreis Lissa in der Provinz Posen geboren. Die Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Oldenburg in Wehnen am 22. Juli 1944 wurde durch das Staatliche Gesundheitsamt angeordnet. Sie sei wegen »Gemeingefährlichkeit« erforderlich gewesen. Anton Ratazack hatte Epilepsie. Da er das Medikament Luminal bekam, war während seiner Zeit in Wehnen kein epileptischer Anfall mehr aufgetreten. Zudem bestätigte sich die Gemeingefährlichkeit nicht, vielmehr notierte der Arzt in Wehnen, Ratazack komme »bei den Visiten fast immer mit neuen Wünschen. Der Versuch, ihn innerhalb der Feldkolonne zu beschäftigen [scheiterte], da R.[atazack] draußen fast überhaupt nichts Positives leistete.«

Nach seiner Verlegung nach Lüneburg, für die es in Ermangelung einer akuten Situation streng genommen gar keinen Anlass gab, wurde er erstmals am 3. Januar 1945 vom Leiter der Männerabteilung der Ausländersammelstelle Dr. Redepenning untersucht. Dieser kam ebenfalls zu dem Ergebnis: »Angeblich kein Anfall seit 4 Monaten. Von Beruf Schmied. In W’[ilhelms]haven seine Eltern, dort möchte er hin, er will dort Fabrikarbeiter sein. Hat Wagen repariert. Gibt dem Dolmetscher gute Auskunft, macht intelligenten Eindruck.« Zwei Wochen später, am 17. Januar, notierte Redepenning: »›Gesund‹ versichert er immer wieder. […] ›nicht, nicht, nicht‹ – will keine Anfälle haben.« Redepenning beschloss, »ohne Anfälle gibt es auch kein Luminal«, so schrieb er es auch in die Krankengeschichte. Als Anton Ratazack dann doch nachts Anfälle entwickelte, bestätigte Redepenning die Diagnose. Eine Wiederaufnahme der Luminaltherapie blieb aber offensichtlich aus, sodass Anton Ratazack als »nicht arbeitsfähig« eingestuft wurde, Anfälle behielt und während eines Daueranfalls am 11. März 1945 im Alter von nur 30 Jahren starb.