Dieter Lorenz

Dieter Lorenz wurde am 26. Februar 1942 in Eindhoven in den Niederlanden geboren. Er hatte zwei ältere Brüder, Rolf und Helmut. Der Vater, Erich Lorenz, wurde aufgrund seiner deutschen Staatsbürgerschaft 1944 zum Wehrdienst eingezogen. Die Mutter, Anna Lorenz, von Beruf Apothekerin, musste fortan alleine das Werkzeuggeschäft ihres Mannes weiterführen. Dieter hatte infolge einer Hirnhautentzündung eine Entwicklungsverzögerung. Da die Mutter sich aufgrund ihrer neuen Aufgaben im Geschäft zunächst nicht mehr genügend um ihn kümmern konnte, kam Dieter vorübergehend in ein Kinderheim.

Das Heim wurde ohne Mitteilung an die Eltern am 5. September 1944 evakuiert. Dieter Lorenz kam mit einem für die Flüchtlinge der Westfront eingesetzten Sonderzug über die Zwischenstationen Solingen und Hannover nach Lüneburg. Dort brachte man ihn in einem Auffanglager für unbegleitete Flüchtlingskinder in der Lüneburger »Hasenburg« unter. Eine Schwester der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), die die Kinder betreute, gab an, dass Dieter behindert sei, sodass er am 28. November 1944 in die »Kinderfachabteilung« Lüneburg eingewiesen wurde.

Die Eltern suchten Dieter, und obwohl die Gauleitung bereits am 2. Dezember 1944 wusste, dass sich der Zweieinhalbjährige inzwischen in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg befand, wurden die Eltern darüber nicht informiert. Dieter wurde kaum zwei Wochen nach seiner Ankunft in der »Kinderfachabteilung« ermordet, weil die Stadt Lüneburg sich nicht rechtzeitig dazu entschließen konnte, den Aufenthalt des angeblich elternlosen Kindes zu bezahlen. Dieters offizielle Todesursache lautete Lungen- und Rippenfellentzündung. Erst am 22. Februar 1945 erhielt Anna Lorenz die Nachricht, dass ein Kind namens Dieter Lorenz am 14. Dezember 1944 in der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt gestorben sei. Diese Nachricht beendete die verzweifelte Suche der Eltern nach ihrem Kind.

Die Familie Lorenz wanderte 1952 nach Kanada aus. Beide Söhne erfuhren nichts vom Schicksal des Bruders. Da Dieter Lorenz als niederländisches Flüchtlingskind galt, setzte die Friedhofsverwaltung sein Grab Anfang der 1950er Jahre auf die Kriegsgräber-Liste. Es existiert bis heute auf dem Friedhof Nord-West.

Dieters Bruder Helmut (Hank) und ein Großcousin nahmen nach vielen Jahrzehnten die Suche nach Dieter wieder auf. Sie erfuhren erst 2014 von den Todesumständen und von der Existenz des Grabes.
2019 wurde für Dieter auf Wunsch des Bruders vor dem ehemaligen Badehaus auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg ein Stolperstein verlegt.

Dieter Lorenz ist im Jahr 1942 geboren.
Seine Eltern haben ein Werkzeug-Geschäft.
Sie haben drei Söhne.
Sie heißen Rolf, Helmut und Dieter.
Sie leben in den Nieder-Landen.
Das ist ein Nachbar-Land von Deutsch-Land.

Der Vater von Dieter ist Deutscher.
Er muss im Zweiten Welt-Krieg Soldat sein.
Die Mutter von Dieter muss das Geschäft alleine führen.
Das schafft sie nicht mit Dieter.

Dieter kommt mit 2 Jahren in ein Kinder-Heim.
Wenig später müssen die Kinder in ein anderes
Kinder-Heim umziehen.
Dieter und seine Freundin Rita kommen in ein Kinder-Heim in Lüne-Burg.

Doch die Eltern von Dieter wissen davon nichts.
Sie wissen nicht wo Dieter hin ist.
Und sie fangen an ihn zu suchen.

Dieter spricht nicht.
Niemand weiß wie er heißt.
Nur Rita kannte den Namen von Dieter.

Eine Frau in dem Heim in Lüne-Burg sagt:
Dieter ist anders.
Dieter muss in die Anstalt.
Er kommt in die »Kinder-Fach-Abteilung«.

Die Anstalt will Geld für seinen Aufenthalt.
Alle denken Dieter hat keine Eltern.
Und es gibt keine Kranken-Versicherung.
Auch die Stadt Lüne-Burg bezahlt nicht.

Also entscheidet ein Arzt:
Dieter ist zu teuer.
Er muss sterben.

Eine Pflegerin gibt Dieter zu viel von einem Medikament.
Er wird ermordet.

Dieter wird auf einem Fried-Hof in Lüne-Burg begraben.
Die Eltern wissen nichts davon.
Sie suchen ihn.
Sie glaubten: er lebt.

Viele Menschen wissen, wo Dieter ist.
Aber niemand sagt es seinen Eltern.
Daher können seine Eltern Dieter nicht ab-holen.
Als er noch lebt.
Nach dem Tod von Dieter erhalten sie einen Brief.
In dem Brief steht:
Dieter ist an einer Lungen-Entzündung gestorben.

Die Eltern hören auf nach Dieter zu suchen.
Für die Brüder Rolf und Helmut bleibt der Tod von Dieter ein Geheimnis.
Die Eltern erzählen ihnen nichts.

Im Jahr 1952 zieht die Familie von Dieter in ein anderes Land.
Nach Kanada.
Nach über 60 Jahren will der Bruder Helmut wissen:
Was ist wirklich mit Dieter passiert?

Helmut findet einen Verwandten in Deutsch-Land.
Der heißt Mario.
Mario hilft Helmut mehr über Dieter zu erfahren.

Mario und Helmut nehmen Kontakt auf zum besonderen Museum.
Dort erfahren sie die ganze Geschichte.
Sie erfahren auch:
Es gibt noch ein Grab.

Sie reisen nach Lüne-Burg.
Sie besuchen das Grab.
Es ist eines der wenigen Gräber von Kinder-Opfern die es noch gibt.

Im Jahr 2019 wird für Dieter ein Stolper-Stein verlegt.
Er liegt vor dem besonderen Museum in Lüne-Burg.

Rolf, Dieter und Helmut Lorenz,

Eindhoven, ca. Frühjahr 1943. Die Jungs schoben ihren kleinen Bruder immer in einem Wägelchen durch die Nachbarschaft.

Privatbesitz Helmut Lorenz.

leichte Sprache

Auf dem Foto ist Dieter mit seinen beiden Brüdern.
Dieter sitzt in einer Kinder-Karre.
Zwischen seinen Brüdern.
Rolf steht auf der linken Seite.
Helmut steht auf der rechten Seite.
Das Foto wurde im Frühjahr 1943 auf-genommen.
Auf dem Foto ist Dieter etwa 1 Jahr alt.

Audio

Familienfoto

mit Dieter, Rolf und Helmut Lorenz (Vordergrund von links nach rechts), Aenne und Erich Lorenz dahinter und ganz hinten Heinrich Wilhelm Vennemann, Dieters Großvater, ca. Herbst 1942.

Privatbesitz Helmut Lorenz.

leichte Sprache

Auf dem Foto ist Dieter.
Dieter ist das Baby auf der linken Seite.
Neben Dieter sind seine Brüder.
Rolf ist das Kind in der Mitte.
Helmut ist ganz rechts.
Hinter den Kindern sind die Eltern von Dieter.
Und der Opa von Dieter.
Das Foto wurde im Herbst 1942 auf-genommen.
Dieter ist ein halbes Jahr alt.

Audio