Eckart Willumeit wurde am 21. August 1928 als viertes Kind des Malermeisters Gottlieb Willumeit und dessen Ehefrau Marie Else Willumeit in Celle geboren. Neben zwei Brüder hatte er noch eine ältere Schwester. Die Ehe der Eltern ging wenige Jahre nach Eckarts Geburt in die Brüche. Der Vater war zwischen 1927 und 1933 für die NSDAP im Celler Stadtrat. Später kandidierte er nicht mehr.
In den Unterlagen steht, Eckart habe sich langsam entwickelt. Erst am Ende des zweiten Lebensjahres habe er angefangen zu laufen, mit dreieinhalb Jahren sei es mit dem Sprechen losgegangen. Insgesamt wird Eckart als »zurück« und »mongoloid« beschrieben. Die Schule lehnte ihn ab, auch die Hilfsschule schickte ihn wieder nach Hause. Zum Zeitpunkt seiner ersten Untersuchung 1937 lebten die Eltern bereits getrennt. Eckart blieb zusammen mit seinen Geschwistern bei der Mutter.
Als Eckart neun Jahre alt war, folgte seine Mutter der Aufforderung, beim Gesundheitsamt des Stadt- und Landkreises Celle vorstellig zu werden. Auf wessen Initiative dies geschah, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Der Amtsarzt kam zu dem Ergebnis: »Im ganzen gesehen hat man den Eindruck, daß es noch bildungsfähig ist, jedoch scheint die Mutter nicht in der Lage zu sein, sich derart mit dem Kinde zu beschäftigen, daß davon ein Erfolg zu erhoffen ist. Um einer drohenden vollständigen Verblödung vorzubeugen, halte ich eine Aufnahme in eine entsprechende Anstalt, z.B. Langenhagen, jetzt für dringend erforderlich.« Der Mutter wurde unterstellt, sie sei mit der Förderung
ihres Sohnes überfordert.
Daraufhin wurde Eckart durch das Amt in der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Langenhagen angemeldet und am 13. August 1937 dort aufgenommen. Die Trennung fiel Mutter und Sohn schwer. Eckart schrieb seiner Mutter mit Unterstützung der Krankenschwester schon gleich in der ersten Woche. Ein Antwortbrief der Mutter ist erhalten geblieben. Die Zeilen lassen erkennen, dass Eckart (»Karlchen«) zuvor ein behütetes Leben hatte. Die Mutter bemühte sich, den Kontakt zu ihrem Sohn zu halten. Es entwickelte sich ein reger Briefverkehr zwischen Eckart und seiner Mutter. Sie besuchte ihn regelmäßig und holte ihn »auf Urlaub« zu sich nach Hause.
Eckart lebte sich allmählich in Langenhagen ein. Er sei ein gehorsamer Junge, mache keine besonderen Schwierigkeiten, sei »zutraulich und willig«, heißt es in seiner Krankenakte. Ab Oktober 1937 besuchte er sogar die Schule, lernte Buchstaben kennen, las einzelne Worte. Er entwickelte sich gut. Anfang Januar 1938 erfuhr Eckarts Mutter, dass er zusammen mit anderen Kindern in die Anstalten der Inneren Mission Rotenburg verlegt werden sollte. Tatsächlich erfolgte die Verlegung am 18. März 1938. Dieser Ortswechsel, so kann der Akte entnommen werden, warf Eckart erheblich zurück. Eine Postkarte seiner Mutter deutet zudem darauf hin, dass sie Eckart ab dieser Zeit nicht mehr ohne weiteres besuchen konnte.
Am 9. Oktober 1941 wurde Eckart in die »Kinderfachabteilung« nach Lüneburg verlegt. An die Mutter erging eine Woche später die Mitteilung: »Ich teile Ihnen mit, dass Ihr Kind Eckart Willumeit am 9. Oktober aus der Rotenburger Anstalt hier überführt worden ist.« Die in Lüneburg gemachten Eintragungen in seiner Krankenakte und der Verlauf seines Aufenthaltes deuten darauf hin, dass Eckart mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufgrund von »Bildungsunfähigkeit« mit dem Medikament Luminal ermordet wurde. Eckart starb am 18. Februar 1942 im Alter von 13 Jahren.
Am Todestag wurde die Mutter per Telegramm über den Tod informiert: »Sohn Eckart entschlafen. Beerdigung Sonnabend, 14.30 Uhr angesetzt. Heilanstalt.« Er sollte am 21. März bestattet werden. Doch die Mutter setzte eine Überführung von Eckart nach Celle durch. In der Bescheinigung für die Überführung heißt es: »[…] starb in hiesiger Anstalt der Knabe Eckart-Adolf Willumeit aus Celle an katarrh. Lungenentzündung bei Mongoloider Idiotie und bdrs. Hilusdrüsentuberkulose. […] Der Tod ist nicht durch Gewalteinwirkung eingetreten.«
Eckart Willumeit im Alter von 10 Jahren, Aufnahmefoto der Anstalten der Inneren Mission Rotenburg August 1938.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 424.