Edeltraud Wölki wurde am 4. September 1937 in Bochum geboren. Sie ist eines der wenigen Kinder, deren Ermordung durch eine Zeugenaussage bewiesen ist. Im Jahre 1963 kam es zu einer Befragung der Pflegerin Dora Vollbrecht, die damals in der »Kinderfachabteilung« in Haus 25 arbeitete. Sie gestand, Edeltraud eine tödliche Dosis Luminal verabreicht zu haben, obwohl ihr das Kind sympathisch gewesen sei: »[…] Die kleine Edeltraud Wölki war ein besonderer Liebling von mir. Sie sah wirklich niedlich aus. Es handelte sich aber um ein tiefstehendes Kind, das taubstumm war. Dieser Fall ist mir sehr ans Herz gegangen. Ich weiß noch, dass ich am ganzen Körper gezittert habe, als ich dem Kind die tödliche Dosis verabfolgen musste. […]«
Vor ihrer Ermordung hatte Edeltraud bereits eine Odyssee hinter sich. Im ersten Lebensjahr gab ihre Mutter sie in eine Heimpflege nach Hermannsburg im Landkreis Celle. Wegen Verdachts auf Taubstummheit wurde Edeltraud zwei Jahre später in die Rotenburger Anstalten der Inneren Mission eingewiesen. Am 9. und 10. Oktober 1941 wurden 138 Kinder von den Rotenburger Anstalten in die »Kinderfachabteilung« Lüneburg verlegt.
Mit über 18 Monaten dauerte Edeltrauds Aufenthalt im Verhältnis zu dem vieler anderer Kinder überdurchschnittlich lange. Sie starb am 7. Mai 1943 im Alter von fünf Jahren. Die eingetragene Todesursache lautete »linksseitige Rippenfell- und Lungenentzündung«. Weder die damaligen Ärzte noch die Pflegerin Dora Vollbrecht wurden für Edeltraud Wölkis Ermordung strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Edeltraud wurde am 11. Mai 1943 auf dem Anstaltsfriedhof der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg mit der Grabnummer 107a bestattet.
2005 wurde ihr vor dem ehemaligen Badehaus am Wasserturm ein Stolperstein verlegt. Es ist der erste Stolperstein für ein »Euthanasie«-Opfer in Lüneburg.