Elfa Seipel

Elfa Seipel, geb. Piske, wurde am 6. Mai 1897 in Schleswig geboren. Elfa besuchte die Volksschule in Rendsburg, ihr Vater betrieb ein Offizierskasino. Vermutlich infizierte sich Elfa schon als Jugendliche bzw. junge Erwachsene mit »Syphilis«, einer damals weit verbreiteten Geschlechtskrankheit. Am 24. Dezember 1923 heiratete Elfa den Zahlmeister Ludwig Seipel. Bis 1931 lebte das Paar in Soltau. Die Ehe blieb kinderlos. 1932 schlug Ludwig die höhere Beamtenlaufbahn ein, zog hierfür vorübergehend zu seinen Eltern nach Hannover. Elfa bezog alleine eine Wohnung in Uelzen.

Gesundheitlich ging es ihr inzwischen schlecht. Infolge der »Syphilis« entwickelte sie Wahnideen, und sie unternahm einen Suizidversuch. Daraufhin wurde sie mit der Diagnose »progressive Paralyse« in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg eingewiesen. Ihr Bruder Otto versuchte 1936, die Entlassung zu erwirken, um seine Schwester durch die Mutter zu Hause pflegen zu lassen. Das wurde von Anstaltsdirektor Max Bräuner abgelehnt, weil ihr Aufenthaltsort dann nicht mehr im Einzugsgebiet der Anstalt gelegen hätte. Elfa Seipel wurde im Alter von 43 Jahren am 9. April 1941 in die Zwischenanstalt Herborn und von dort am 28. Mai 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt.

Die Familie erfuhr zwölf Tage später in einem »Trostbrief« von ihrem Tod. Die offizielle Todesursache lautete »Hirnschlag«. Die Familie hatte von Anfang an den Verdacht, dass Elfas Tod keine unmittelbare Folge ihrer Krankheit war.

Gruppenbild der Familie Piske, ca. 1914, Elfa ist vorne links in weißer Bluse zu erkennen.

Privatbesitz ?

»[…] schade, daß Elfa es nicht gut hatte«, schrieb Elfas Bruder Wilhelm Piske in einer Postkarte von seiner Hochzeitsreise an seine Schwester Paula. Elfas Erkrankung trat zur Hochzeit ihres Bruders im Jahr 1927 erstmals auf.

Privatbesitz Ulla Bucarey.

Den Familien der Opfer wurde die Sterbemitteilung in Form eines »Trostbriefes« zugesandt. Elfas Familie wurde am 31. Mai 1941 über die »planwirtschaftliche Verlegung« von Lüneburg nach Herborn informiert. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits drei Tage tot. Im »Trostbrief« wird behauptet, Elfa sei am 10. Juni 1941 (zugleich Datum des »Trostbriefes«) infolge eines »Hirnschlages« gestorben. Die fingierte Todesursache sollte den Mord vertuschen. Die Verlegung des offiziellen Sterbedatums ein bis zwei Wochen nach hinten ermöglichte es der »T4«-Zentrale, für diesen Zeitraum noch Pflegegeld abzurechnen.

Staatsarchiv Sigmaringen Wü 42 T 60 Nr. 344.