Fjodor Pawlow wurde am 7. Februar 1883 in der Ukraine geboren. Er war Zwangsarbeiter in Blankenburg im Harz. Auf Veranlassung seines Arbeitgebers wurde er am 24. Februar 1943 amtsärztlich untersucht, weil er angeblich Mitarbeiter*innen belästigt habe und seiner Arbeit nicht nachgegangen sei. Bei einem Aufenthalt im Hilfskrankenhaus habe er mit anderen Patient*innen tanzen wollen und sei unruhig gewesen. Sein Arbeitgeber und ein sprachkundiger Arzt wurden hinzugezogen. Die Diagnose lautete, dass er zusammenhanglose Antworten gebe und über die tatsächlichen Verhältnisse nicht orientiert sei. »Bei dem Ostarbeiter Fjodor Pawlow besteht demnach eine Psychose mit Erregungszuständen. Wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung ist die Aufnahme in die Landes-, Heil und Pflegeanstalt dringend notwendig«, wurde seine Einweisung begründet.
Bei seiner Aufnahme wog der 1,69 m große Mann nur 46 kg. Außerdem wurde ein Leistenbruch festgestellt. Fjodor Pawlow konnte mitteilen, dass er gestürzt sei und seitdem Kopfschmerzen habe. Er sagte auch, er habe nicht um sich geschlagen, nicht getobt und habe auch mit niemandem tanzen wollen. Der Arzt Dr. Rudolf Redepenning notierte: »Depressive Reaktion?« und »Macht stumpfen Eindruck«. Der nächste und letzte Eintrag erfolgte am Tag seines Todes am 7. Mai 1945. Redepenning notierte, dass Pawlow »Außenarbeit«, d. h. schwere Feldarbeit verrichtet habe, dann aber schwach und bettlägerig wurde. Schließlich sei er im Bett tot aufgefunden worden. Als Todesursache gab Redepenning »Erschöpfung bei akuter Geisteskrankheit« an.
Sein Gewicht wurde nach seiner Aufnahme in die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt nicht mehr notiert. Die grundlose Hinfälligkeit und Schwäche weisen darauf hin, dass er verhungerte bzw. an Erschöpfung starb, ging seine Zwangsarbeit in der Anstalt nahezu unvermindert weiter.