Geschwister Eilers

Waltraut, Siegfried, Hannelore, Irmgard und Ernst Eilers sind fünf Geschwister.
Siegfried, Hannelore, Irmgard und Ernst sind zwischen 1929 und 1939 geboren.
Siegfried ist der älteste Bruder.
Ernst ist der Jüngste.
Die Eltern sind Heinrich und Luise.
Der Vater ist Arbeiter.

Alle vier kommen in die Kinder-Fach-Abteilung nach Lüneburg.
Erst kommt nur Siegfried in die Anstalt.
Es ist eine Anstalt in Roten-Burg.
Die hat eine Schule für Kinder mit Behinderungen.

In Roten-Burg geht Siegfried zur Schule.
Siegfried kann nicht hören.
Er ist gehör-los.

Die Anstalt in Roten-Burg wird geschlossen.
Siegfried kommt in die Anstalt nach Lüneburg.
Das ist am 9. Oktober 1941.

Er kommt in die Kinder-Fach-Abteilung.
Dort gibt es keine Schule.
Die Mutter von Siegfried bekommt eine Nachricht.
Ein Pastor sagt ihr:
Siegfried ist in Lüneburg.

Seine Mutter findet das nicht gut.
Sie holt ihn ab.
Sie holt ihn nach Hause.
Das ist auch am 9. Oktober 1941.

Ein Jahr vergeht.
Die Eltern von Siegfried trennen sich.
Die Mutter ist mit den vier Kindern alleine.
Andere sagen:
Die Familie Eilers ist anders.
Die benehmen sich anders.
Die sollen so nicht sein.

Darum muss Siegfried wieder in die Anstalt.
Er muss wieder in die Kinder-Fach-Abteilung.
Er kommt am 9. Oktober 1942 an.
1943 entscheidet der Arzt Willi Baumert:
Siegfried muss in der Anstalt bleiben.

Der Arzt entscheidet:
Die drei Geschwister von Siegfried sollen auch in die Anstalt.
Der Arzt untersucht Hannelore, Irmgard und Ernst.
Er sagt:
Hannelore ist dumm.
Sie kann nichts.
Irmgard ist dumm.
Sie kann nichts.
Ernst ist dumm.
Er kann nichts.

Danach müssen alle Kinder auch in die Kinder-Fach-Abteilung.
Sie kommen nach Lüneburg.
Sie kommen zu Siegfried.

Die Schwestern freuen sich.
Sie sehen ihren Bruder Siegfried wieder.
Das tut ihnen gut.
Sie sind fröhlich.
Sie spielen.
Sie können sich waschen.
Sie machen alles richtig.

Deswegen entscheidet der Arzt:
Hannelore und Irmgard sollen doch zur Schule gehen.
Hannelore und Irmgard kommen in eine andere Anstalt.
Sie kommen nach Lemgo.
Da gibt es eine Schule.
Sie bleiben in Lemgo.
Auch als der Krieg aus ist.
1960 und 1962 dürfen sie nach Hause.
Da sind sie keine Kinder mehr.
Da sind sie erwachsene Frauen.

Ernst und Siegfried bleiben in der Anstalt.
Die Brüder bleiben zusammen.
Im Januar 1945 ändert sich das.
Ernst muss auf eine andere Station.

Ernst ist beliebt.
Alle mögen ihn.

Aber Ernst bekommt zu wenig zu essen.
Er wird ganz dünn.
Er wird auch krank.
Er verhungert.
Er stirbt im April 1945.

Sein Bruder Siegfried ist bei ihm.
Siegfried bekommt den Tod von Ernst mit.
Er ist sehr traurig.
Eine Woche später ist der Krieg aus.

Siegfried ist jetzt alleine.
Er bleibt in der Anstalt.
Er darf nur für ein paar Tage nach Hause.
Seine Schwester Waltraut will mit ihm Weihnachten feiern.
Das ist im Jahr 1955.

Waltraut will Siegfried wieder-sehen.
Sie hat ihn drei-zehn Jahre lang nicht gesehen.
Sie fragt:
Was kann mein Bruder Siegfried?
Kann er arbeiten?

Ein Arzt in der Anstalt antwortet:
Siegfried kann arbeiten.
Er kann auf einem Bauern-Hof helfen.
Er muss nicht in der Anstalt bleiben.
Er kann zu Waltraut.
Er kann auf ihrem Bauern-Hof arbeiten.

Aber:
Waltraut bekommt Angst.
Sie ist sich unsicher.
Sie holt ihn nicht ab.
Sie entscheidet:
Siegfried muss in der Anstalt bleiben.

Viele Jahre vergehen.
Siegfried ist kein Kind mehr.
Er ist ein Mann.
Er ist fast vierzig Jahre alt.
Er kommt in eine andere Anstalt.
Er kommt von Lüneburg nach Königs-Lutter.
Das ist im Jahr 1969.

Sieben Jahre später stirbt Siegfried.
Er ist nie wieder aus der Anstalt raus-gekommen.
Er hat die Kinder-Fach-Abteilung überlebt.
Er ist aber nie frei und immer alleine.

Das ist ein Bericht über Hannelore.
Darin steht:
Hannelore ist schlau.
Sie darf auf eine Schule gehen.
Sie kommt nach Lemgo.

Das ist ein Brief.
Darin steht:
Die Mutter hat Siegfried aus der Anstalt ab-geholt.
Er ist nicht mehr in Lüneburg.
Er ist wieder zu Hause.

Das ist ein Brief.
Der Brief ist an die Anstalt.
Er ist von seiner Schwester Waltraut.
Sie will Siegfried nach Hause holen.
Sie will Weihnachten mit ihm feiern.
Sie hat Siegfried drei-zehn Jahre lang nicht gesehen.

Das ist ein Brief.
Es ist ein Brief von Waltraut.
Sie fragt:
Was kann mein Bruder Siegfried?
Kann er arbeiten?
Sie schreibt:
Ich werde Siegfried ab-holen.