Mariechen Petersen

Mariechen Petersen wurde am 2. Juni 1933 als zweites Kind von Wilhelm und Erna Petersen geboren. Das Ehepaar Petersen hatte insgesamt acht Kinder. Die Familie wohnte in der Rotehahnstraße 4. »Mike«, wie Mariechen von den anderen Kindern genannt wurde, habe dort immer auf der Türschwelle gesessen und den vielen Kindern in der Straße beim Spielen zugeguckt. Ihr Vater Wilhelm Petersen starb als Soldat am 18. Juli 1941. Von da an musste Erna Petersen ihre neunköpfige Familie allein versorgen.

Als sie sich im Herbst 1942 kritisch über eine Parteiveranstaltung der NSDAP äußerte und eine Teilnahme verweigerte, wurde Erna Petersen denunziert und am 2. November 1942 verhaftet. Für vier Monate musste sie ins Gefängnis nach Hannover. Die Staatliche Fürsorge übernahm die acht Kinder. Die jüngsten kamen zur Großmutter, die älteren in ein Kinderheim nach Celle. Mariechen wurde aufgrund ihres Down-Syndroms zunächst in das Kinderhospital in der Barckhausenstraße 6 und von dort in die »Kinderfachabteilung« der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg eingewiesen. Nach einer sechswöchigen Beobachtungszeit kam der zuständige Arzt Willi Baumert zu dem Entschluss, bei Mariechen sei »keine Entwicklung zu erwarten«. Danach erkrankte sie. Informationen über die Gabe von Medikamenten legen nahe, dass die Infekte provoziert worden waren, möglicherweise um Wirkstoffe zu erproben.

Nach der Haftentlassung von Erna Petersen wurde Mariechen von ihrer Mutter und den Geschwistern besucht. Die Mutter brachte ihr Kleidung und zusätzliche Nahrung. Am 9. August 1943 beantragte sie sogar Geld für ein neues Kleid und ein Paar Schuhe. Bemerkenswert ist, dass Mariechen nur in den Wochen, in denen ihre Mutter zu Besuch kommen konnte, keinen Infekt hatte. Vollkommen entkräftet und mit hoher Wahrscheinlichkeit infolge einer Überdosis an Medikamenten starb Mariechen am 15. September 1943.

2019 wurde für Mariechen Petersen in der Rotehahnstraße 4 ein Stolperstein verlegt.