Die Zwillinge Rosemarie und Dieter Bode wurden am 27. April 1935 in Hannover geboren. Ihre Eltern waren der gelernte Maurer und Wachmann Wilhelm Bode und seine Frau Erika Bode (geborene Ebeler). Sie hatten noch eine jüngere Schwester, die heute noch leben könnte. Als die Mutter an der Lunge erkrankte und der Vater in die Wehrmacht eingezogen wurde, entschied Erika, ihre Zwillinge in die Rotenburger Anstalten der Inneren Mission zu geben.
Wilhelm war mit der Einweisung seiner Zwillinge nicht einverstanden. Sein Ärger darüber war so groß, dass er sich zwei Wochen später von seiner Ehefrau trennte. Zwischen 1939 und 1941 blieben die Zwillinge in Rotenburg. Am 9. Oktober 1941 wurden Rosemarie und Dieter Bode zusammen mit über 130 weiteren Kindern in die Lüneburger »Kinderfachabteilung« verlegt. Rosemarie und ihr Bruder Dieter waren 1941 von den Rotenburger Anstalten der Inneren Mission an den »Reichsausschuss« nach Berlin gemeldet worden. Dort wurde die Einweisung in die »Kinderfachabteilung« angewiesen und eine »Behandlungsermächtigung« erteilt. Rosemarie wurde am 4. Februar 1942 ermordet. Dem Vater wurde mitgeteilt: »Ihre Tochter Rosemarie ist am 4. Februar 1942 an einer Lungentuberkulose gestorben.«
Wilhelm Bode konnte an der Beerdigung seiner Tochter nicht teilnehmen, weil er zum Todeszeitpunkt in Russland kämpfte. Auch die Mutter Erika nahm an der Beisetzung nicht teil, da sie sich noch in einer Lungenklinik befand. Dieter hatte den Mord an seiner Schwester miterlebt. Eine Woche nach ihrer Ermordung schrieb der Lüneburger Arzt den ersten Eintrag in Dieters Krankenakte. Dieter überlebte seine Zwillingsschwester Rosemarie nur ein Jahr und zwei Monate. Er wurde am 10. April 1943 ermordet. Die Leichen beider Kinder wurden seziert und ihre Gehirne entnommen. Die Gehirne wurden an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf abgegeben.
2012 konnten die Präparate gemeinsam mit zwölf weiteren identifiziert werden. 2013 wurden sie im Rahmen der Einweihung einer Gedenkanlage auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof, dem heutigen Lüneburger Friedhof Nord-West, bestattet. Rosemarie und Dieter Bodes sterbliche Überreste gehörten dazu. An der Bestattung nahmen viele noch lebende Geschwister der ermordeten Kinder teil.
Schreiben von Wilhelm Bode
an die Rotenburger Anstalten der Inneren Mission vom 9.7.1939.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 42.
Schreiben der Gemeinnützigen Kranken-Transport-G.m.b.H. an die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg vom 6.11.1941.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 42.
»Für alle Liebe und Pflege die Sie meinen Kindern Rosemarie und Dieter wehrend ihres dortigen Aufenthaltes gegeben haben, danke ich Ihne nochmals herzlich.«
Schreiben von Erika Bode
an die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, 5.5.1943.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 207.
Zeichnung der Kindergrablagen
auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof. Nummer 21 ist das Grab von Rosemarie Bode. Ihr Zwillingsbruder Dieter wurde in Grabnummer 99 bestattet.
Friedhof der Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt. Begräbnisbuch 1922 – 1948.
Stadtarchiv Lüneburg.