Die Gedenkstätte Hadamar befindet sich am historischen Ort einer ehemaligen Tötungsanstalt. In der ehemaligen Landesheilanstalt in der damaligen Provinz Hessen-Nassau wurden in den Jahren 1941 bis 1945 insgesamt rund 14.500 Menschen mit psychischen Erkrankungen bzw. Behinderungen in einer Gaskammer, durch tödliche Injektionen und Medikamente sowie durch vorsätzliche Mangelversorgung ermordet.
In nur acht Monaten fielen zwischen Januar und August 1941 über 10.000 Menschen der »Aktion T4« zum Opfer. Die Menschen wurden in einen als Duschraum getarnten Kellerraum geführt und durch Kohlenmonoxid erstickt. Wenige Meter entfernt befand sich das Krematorium, in dem die Leichen anschließend verbrannt wurden. Im April 1941 sind mindestens 352 Patient*innen aus der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg im Rahmen der »Aktion T4« über die Zwischenanstalt Herborn in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt worden. Bislang sind nur zwei Überlebende bekannt.
Nach dem offiziellen Ende der »Aktion T4« ging das Morden in Hadamar verdeckt weiter. Weitere rund 4.500 Menschen wurden im Rahmen der sogenannten »dezentralen Euthanasie« ermordet, hierzu zählten auch jüdische Kinder sowie 1944 Patient*innen ausländischer Herkunft. Auch einzelne Patient*innen aus der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg zählten zu den Opfern dieser zweiten Phase der »Euthanasie«.
Zur Beurkundung sämtlicher Tode wurde in der Tötungsanstalt ein Sonderstandesamt betrieben, das den Angehörigen gefälschte Sterbeurkunden schickte.
Ein Teil des Personals aus der Tötungsanstalt Hadamar wurde nach dem Ende der »Aktion T4« in das deutsch besetzte Generalgouvernement in Polen versetzt, um dort mit ihrem »Expertenwissen« die drei Vernichtungslager Sobibór, Bełżec und Treblinka aufzubauen und zu betreiben. Über 1,8 Millionen Menschen, vor allem Jüdinnen und Juden sowie Sint*izze und Romn*ija, wurden in diesen Lagern der »Aktion Reinhardt« ermordet.
Nach der Befreiung der Anstalt durch amerikanische Soldaten wurden die Verbrechen filmerisch dokumentiert. Die Aufnahmen dienten der Umerziehung der deutschen Bevölkerung. Bereits im Jahr 1945 begann die Strafverfolgung der Täter*innen. Bis 1947 gab es drei Prozesse, in denen die Verbrechen in Hadamar Gegenstand waren (Wiesbadener Prozess, Nürnberger Prozess und Prozess vor dem Frankfurter Landgericht).
Im Jahr 1953 wurde im Eingangsbereich der ehemaligen Tötungsanstalt ein Wandrelief als Erinnerungszeichen angebracht. 1964 wurde der Friedhof mit den Gräbern der zwischen 1942 und 1945 Ermordeten zu einer Gedenkanlage umgestaltet. 1983 wurde in den Kellerräumen eine erste Ausstellung gezeigt. Sie war Impuls für die Gründung einer Gedenkstätte. 1991 wurde in einem Trakt der Klinik eine Dauerausstellung installiert und verstetigte sich zu einem Gedenkstättenbetrieb in Trägerschaft des Hessischen Landeswohlfahrtsamtes. Bis 2025 wird die Gedenkstätte mit Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung neugestaltet.
Gedenkstele in der Gedenkstätte Hadamar.
ArEGL, Carola Rudnick.
Ehemalige Gaskammer in der Gedenkstätte Hadamar.
ArEGL, Carola Rudnick.
Ehemalige Busgarage in der Gedenkstätte Hadamar.
ArEGL, Carola Rudnick.