Emma K.

Emma K. wurde am 14. September 1899 geboren. Sie hatte sechs Geschwister und wuchs in Lehe (heute Bremerhaven) auf. Das Zuhause von Emma war für die verschiedenen Familienzweige der familiäre Mittelpunkt. Die älteste Tochter richtete dort ein Fischgeschäft ein, das sich im Laufe der Jahre zu einem kleinen Kolonialwarenladen entwickelte. Emma war das fünfte Kind. Mit 16 Jahren erkrankte sie an hormonell ausgelösten Krämpfen, die sich hin und wieder einstellten. 1920, im Alter von 20 Jahren, heiratete sie den Maurer Hermann K.

Nach der Geburt der Tochter verschlimmerte sich ihre Erkrankung. Trotz zunehmender Pflegebedürftigkeit, zögerte die Familie eine Einweisung in eine Anstalt jahrelang hinaus. Nachdem ein Kreisarzt bereits ein Einweisungsgutachten angefertigt hatte, ließen ihr Mann und die Eltern weitere 14 Monate verstreichen. Im September 1927 kam Emma erstmals in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg.

Nach knapp zwei Monaten kehrte sie »ungeheilt« wieder nach Hause zurück. Weitere zwei Jahre versuchte die Familie, sie daheim zu betreuen. 1929 folgte eine zweite stationäre Aufnahme, die immer wieder von Beurlaubungen nach Hause unterbrochen wurde. Bis 1941 verschlechterte sich Emmas gesundheitlicher Zustand erheblich.

Daraufhin wurde sie für eine »planwirtschaftliche Verlegung« nach Hadamar vorgesehen. In ihrer Krankengeschichte findet sich der Eintrag »April verlegt«. Emma kam dieser Verlegung jedoch zuvor, da sie am 9. April 1941 starb. Ihr Grab in Lehe wurde noch Jahrzehnte gepflegt und von der Tochter, ihrem Ehemann und den Enkelkindern häufig besucht.

Emma K. im Alter von ca. 17 Jahren.


Privatbesitz Horst S.

Wohl auch um zu verhindern, dass Emmas Sterben in Verbindung mit der »planwirtschaftlichen Verlegung« gebracht werden konnte, strich der Lüneburger Psychiater Dr. Bernhard Winnighoff den Eintrag »April verlegt« durch und trug das falsche Sterbedatum »10. April 1941« in ihre Krankenakte ein. Im Aufnahmebuch der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg ist das richtige Sterbedatum, der 9. April 1941, nachgetragen worden, vermutlich wurde die Fälschung hier schlicht vergessen.

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