Helmut Quast

Helmut Quast wurde am 22. Januar 1930 in Neuenfelde-Nincop im Kreis Jork im Alten Land geboren. Über seine Eltern ist wenig bekannt. Der Vater Jonny Quast war Landwirt, später Frontsoldat und fiel im Krieg. Die Mutter Emma Matilde Quast war nach gescheiterter erster Ehe mit Helmut Quasts Vater neu verheiratet und brachte noch zwei Kinder zur Welt. Helmut lebte bei seiner Mutter auf dem Kleenlof-Hof. Nach der Wiederheirat zogen sie nach Estebrügge und von dort 1936 nach Borstel im Kreis Stade.

Die Einweisung von Helmut Quast in eine Anstalt erfolgte auf Veranlassung des Amtsarztes des Gesundheitsamtes des Kreises Stade. Der Amtsarzt stellte bei einer Untersuchung von Helmut fest, dass er »blöde« sei und auf einer Hilfsschule besser aufgehoben wäre, dort zumindest Fertigkeiten für das spätere Leben erlernen könnte. Auch seine Klassenlehrerin befürwortete den Schulwechsel.

Der Amtsarzt beauftragte das Kreiswohlfahrtsamt damit, Helmut in den Rotenburger Anstalten der Inneren Mission unterzubringen, die über die geforderte Hilfsschule verfügten. Er begründete seine Entscheidung, Helmut sei »infolge seiner Unberechenbarkeit und seines heimtückischen Wesens für die anderen Kinder und für sich selbst eine Gefahr«. Er kam daraufhin am 14. Januar 1938 in den Rotenburger Anstalten an und besuchte fortan die Unterstufe der Anstaltsschule.

Obwohl Helmut ein eher unauffälliger »Patient« war, wurde von ärztlicher Seite an der Ausgangsbeurteilung festgehalten und galt weiterhin als »persönlichkeitsgestört«. Die Lehrer der Hilfsschule beurteilten Helmut differenzierter als die Ärzte. Im Beurteilungsbogen heißt es: »Hier unter Aufsicht merkt man wenig von den gefährlichen Anlagen, die in der Akte verzeichnet sind«.

Erst 1939 ist notiert, seine »Rohheiten« würden sich wieder mehr zeigen. Dies stand in engem Zusammenhang mit der Wiederheirat seines Vaters und mit dem Verwehren eines Urlaubes bei seiner Mutter. Solche sozialen Faktoren wurden bei der Bewertung von Helmuts Verhalten aber nicht berücksichtigt. Kurz vor seiner Verlegung nach Lüneburg wurde eingetragen: »Ziemlich schwieriger
Junge, der stets zur Arbeit angehalten werden muß«. In Lüneburg findet sich erst zwei Monate nach seiner Ankunft der erste Eintrag in seiner Patientenakte: »Keine Entwicklung, […] stumpfer, antriebsloser Junge, meist abgelenkt und einfältig und brutal anderen Jungen gegenüber. Muss zu allem angehalten werden, hilft ab und an mit […].«

Im Alter von zwölf Jahren starb Helmut am 1. März 1942 in der »Kinderfachabteilung«. Als Todesursache wurde »krupöse Lungenentzündung« angegeben. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde Helmut mit dem Medikament Luminal getötet. Wie andere Kinder wurde Helmuts Leichnam seziert. Helmut sollte drei Tage nach seinem Tod auf dem Anstaltsfriedhof, dem heutigen Friedhof Nordwest, beerdigt werden. Im Verzeichnis der Kindergräber im Begräbnisbuch 1922 – 1948 der Stadt Lüneburg findet sich jedoch kein Eintrag. Bis heute ist unbekannt, wo Helmut Quasts Leichnam bestattet wurde.