Pawel Iwanoff

Pawel Iwanoff kam bereits 1923 als Insasse eines russischen Heimkehrerlagers in Scheuen bei Celle als Patient in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Er wurde am 12. Dezember 1894 in Petersburg in Russland geboren und war im Ersten Weltkrieg Soldat in der russischen Armee. Auf dem »Charakteristikbogen« in seiner Krankenakte ist zudem vermerkt, er sei aus Ostsibirien und »Chinese«.

Er wurde am 5. September 1923 im Alter von 29 Jahren in Lüneburg aufgenommen, weil er Wahrnehmungsstörungen hatte. Man diagnostizierte eine »Dementia praecox«, also Schizophrenie. Er blieb bis zu seinem Tod am 20. Januar 1945 in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg Patient und wurde im Unterschied zu anderen Patient*innen mit gleichlautender Diagnose und ausländischer Herkunft nie im Rahmen der »Aktion T4« deportiert.

In seiner Krankengeschichte ist beschrieben, dass er viele Zigaretten rauchte, wenig Kontakt zu anderen aufnahm, eher ein zurückhaltender und misstrauischer Mensch war. Zunächst wurde er mit Flickarbeiten beschäftigt, bis kurz vor seiner Tuberkulose-Erkrankung arbeitete er jedoch überwiegend in der Feldkolonne. In seiner Krankengeschichte blieben einzelne Jahre ohne Einträge. Im Juli 1930 notierte der behandelnde Arzt: »ist körperlich nicht krank gewesen.« Im Januar 1939 führte Gustav Marx die Akte weiter und schloss an mit dem Eintrag: »lebt dahin, ohne besondere Schwierigkeiten zu machen. Geht regelmäßig zur Feldarbeit. Fleißiger Arbeiter.« Im August 1942 notierte Max Bräuner: »Hat auch inzwischen nichts neues geboten. regelmäßig zur Feldarbeit; autistisch und verschroben. Wegen Platzgründen von Haus 13 nach Haus 11 verlegt.«

Im Februar 1944 erkrankte Pawel Iwanoff in der Heil- und Pflegeanstalt an Tbc. Im November notierte Marx: »Fortschreitender Kräfteverfall«.Dies lag wohl auch an seinem enormen Gewichtsverlust. Wog er in den Jahren zuvor bei einer Körpergröße von 1,65 m konstant 55,5 kg, verlor er zwischen September und November 1944 über 11 kg und wog nur noch 44 kg. Am 19. Januar 1945 hielt Marx fest: »P[atient]. ist […] abgemagert und hinfällig geworden. Nimmt kaum noch Nahrung zu sich. Temperatur dauernd stabil.« Einen Tag später starb Pawel Iwanoff im Alter von 50 Jahren. Die offizielle Todesursache lautete »cavernöse Lungentuberkulose«.