Serafina Sieluzycka arbeitete in Halligdorf im Landkreis Uelzen als Ostarbeiterin in der Landwirtschaft. Sie war dort zusammen mit ihrem Ehemann Theodor. Obwohl er sie am 23. Juli 1943 gemeinsam mit einem Polizeibeamten persönlich in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg brachte, hielt man das Notieren seines Namens in dem dafür vorgesehenen Feld auf dem »Charakteristikbogen« nicht für erforderlich.
Serafina wurde am 21. März 1905 geboren. In der Krankenakte ist fälschlicherweise das Geburtsjahr 1907 eingetragen. Ihr Herkunftsland ist dort nicht festgehalten. Über ihre Arbeit als Ostarbeiterin ist nur zu erfahren, dass sie als Landarbeiterin in einem landwirtschaftlichen Betrieb gearbeitet haben soll. Für mehr Details interessierte sich scheinbar niemand. Weil sie den »Eindruck einer Geisteskranken« machte und in ihre Heimat zurück wollte, ordnete der Amtsarzt aus Uelzen, Dr. Prechtl, die Aufnahme in eine geschlossene Anstalt an. Serafina Sieluzycka kam bereits sehr hager in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg an, so notiert es der aufnehmende Anstaltsarzt. Auch dort wurde kein Zusammenhang zwischen ihrer Verfassung und ihrer Zwangsarbeit hergestellt und ihre Erlebnisse blieben ungefragt.
Am 30. Juli 1943 notierte Redepenning »seit gestern Nachmittag hochgradig erregt. Wälzt sich am Boden u. schrie! Sehr mager.« Im November verschlechterte sich ihr Zustand. Maßnahmen wie die Gabe von Kochsalzlösung etc., die ihr Leben hätten retten können, wurden jedoch nicht ergriffen, das geht jedenfalls aus der Dokumentation nicht hervor. Am 30. Dezember 1943 wurde nur noch »geht weiter zurück« in die Akte eingetragen, am 3. Januar 1944 folgte der Eintrag »gestorben«. Die offizielle Todesursache lautete »Geistesstörung mit Nahrungsverweigerung«.