Theodor Jenckel

Theodor Jenckel wurde 1873 geboren. Bis zu seiner Aufnahme in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg am 15. Oktober 1901 lebte Theodor Jenckel im Zentrum der Stadt Lüneburg, Am Sande 15.
Vor seiner ersten Aufnahme in die Heil- und Pflegeanstalt soll er bereits zehn Jahre an Wahrnehmungsstörungen und Unruhe gelitten haben. In seiner Patientenakte wurde notiert, dass er ein Gymnasium besuchte und danach Maschinenbauer lernte. Im 16. Lebensjahr erkrankte er erstmals und litt unter heftigen Kopfschmerzen. Dadurch konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben. Vergeblich versuchte er in einem anderen Bereich Fuß zu fassen. Er wurde interessen- und antriebslos. Diese Entwicklung ließ sich auch durch seinen Anstaltsaufenthalt nicht abmildern.

Auf dem Charakteristik-Bogen seiner Krankenakte findet sich der Stempel: »Erbbiologisch erfasst. Sippentafel und Karteikarte angelegt«. Diese »erbbiologische Erfassung« traf zunächst Patient*innen, denen eine »Erbkrankheit« unterstellt wurde. Ziel der »rassenhygienischen Politik« war es jedoch, die gesamte Bevölkerung auf ihren »rassebiologischen Wert« hin zu erfassen.

Auch weil er sich wohl nicht zur Arbeitstherapie motivieren ließ, wurde er für die »Aktion T4« selektiert. Am 23. April 1941 wurde Theodor Jenckel in die Zwischenanstalt Herborn und nach einer kurzen Beobachtungszeit von dort in die Tötungsstätte Hadamar verlegt. Auf seiner Akte notierte der verlegende Arzt: »Ungeheilt nach Herborn«. Er wurde Mitte Mai 1941 in Hadamar vergast.

Seit 2009 erinnert Am Sande 15 in Lüneburg ein Stolperstein an Theodor Jenckels Schicksal.