Jan Stawicki wurde am 5. Dezember 1920 in Wola Sosnowa im Kreis Leslau in Polen geboren. Er arbeitete als polnischer Landarbeiter in Bispingen. Ohne Angabe von Gründen ordnete das Staatliche Gesundheitsamt des Kreises Soltau am 13. April 1944 die Einweisung und Unterbringung von Jan Stawicki für die Dauer eines Jahres an. Noch am selben Tag wurde er in Begleitung seines Arbeitgebers und eines Beamten in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg gebracht und in Haus 21 aufgenommen. Aufnehmender Arzt war Willi Baumert. Er notierte, dass Stawicki unsauber und apathisch sei, mit geschlossenen Augen bewegungslos im Bett liege, daher vollkommen versorgt werden müsse. Auch zwei Tage später stellte er fest: »Gleichbleibend gehemmt, bewegungsarm, dabei leicht trauriger Gesichtsausdruck, keinerlei Reaktion. Nahrungsaufnahme schlecht, muss gefüttert werden.«
Vier Tage später wurde er in einem Einzelzimmer isoliert, bekam drei Elektroschocks. Bei einer Röntgenuntersuchung der Lunge stellte man großflächige Verschattungen fest, die auf eine fortgeschrittene Tuberkulose hindeuteten. Am 28. April 1944 wurde er nach Haus 1 verlegt und nun von Gustav Marx behandelt. Dieser stellte »Hinfälligkeit« fest. Doch auch dort stellte sich keine Besserung ein. Jan Stawicki sprach nicht, gab auf Fragen keine Antworten, verweigerte das Essen, musste im Juni 1944 vorübergehend mit einer Sonde ernährt werden.
Im September 1944 verschlechterte sich sein Zustand weiter, er bekam hohes Fieber, verlor Blut, zeigte Symptome einer Herzinsuffizienz. Am 19. September 1944 starb Jan Stawicki in der Lüneburger »Ausländersammelstelle« im Alter von 23 Jahren. Offizielle Todesursache war eine »doppelseitige Lungentuberkulose«.