Die Brüder Heinrich (geboren 1885) und Peter (geboren 1895) Schwamberger kamen aus Heddinghausen (Kreis Minden-Lübbecke) und Saarbrücken. Heinrich war Arbeiter. Er war mit Luise Schwamberger verheiratet. Sie hatten drei gemeinsame Kinder. Im November 1935 erkrankte Heinrich an einer Lungenentzündung. Fünf Monate später suchte er zur Feststellung seiner Arbeitsfähigkeit einen Vertrauensarzt auf. Dieser bemerkte ein sonderbares Verhalten und überwies ihn in das Krankenhaus Celle. Dort wurde sein psychischer Zustand erfasst. Da er unter anderem das Essen verweigerte und phantasierte, auch eine Suizid-Gefährdung nicht ausgeschlossen wurde, brachte man ihn am 23. März 1936 in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg.
Als Heinrich in die Psychiatrie aufgenommen wurde, war sein jüngerer Bruder Peter bereits seit neun Jahren Patient in der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt. 1916 hatte Peter Schwamberger Marie Salomon geheiratet. Aus der unglücklichen Ehe gingen drei Kinder hervor. Es gab viel häusliche Gewalt. Bis zu seiner Einweisung im Jahr 1927 arbeitete Peter als Platzwart. Versuche, ihn in das Arbeitsleben zu integrieren, scheiterten. 1928 wurde er in der Feldkolonne eingesetzt. Jenseits dessen zog er sich vollständig zurück. Im Mai 1932 wurde für Peter eine Beurlaubung in Betracht gezogen. Seine Ehefrau sprach sich dagegen aus, und ein anschließender Versuch der Familienzusammenführung scheiterte. Auch Heinrichs Frau Luise wandte sich von ihm ab. Sie ließ sich 1940 von ihm scheiden.
Obwohl Heinrich in Haus 19 und Peter in Haus 11 untergebracht waren, hatten die Brüder während ihres Aufenthaltes untereinander Kontakt. Am 22. April 1941 notierte der Arzt Rudolf Redepenning in beide Krankengeschichten der Brüder Schwamberger, dass sie den »Endzustand« erreicht hätten. Diese Beurteilung begründete ihre »Verlegung nach Herborn«, d. h. ihre Verlegung in die »Aktion T4«. Heinrich und Peter Schwamberger wurden am 22. April 1941 zusammen mit 117 weiteren Männern mit dem Befund »ungeheilt« in die Zwischenanstalt Herborn verlegt. Von dort wurden die Brüder in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt. Heinrich Schwamberger wurde am 21. Mai 1941 in der Gaskammer ermordet. Eine Woche später, am 28. Mai 1941, folgte sein Bruder Peter. Beide sind Opfer der »Aktion T4«.
Heinrich Schwamberger, ca. 1936.
Charakteristik-Bogen Heinrich Schwamberger.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/66 Nr. 8500.
Peter Schwamberger, ca. 1927.
Charakteristik-Bogen Peter Schwamberger.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/66 Nr. 8498.
Wärter und Patient (unbekannt) bei der Grünkohlernte auf dem Feld hinter dem Anstaltsgelände Richtung Gut Brockwinkel.
ArEGL.
»Eintönig u. gleichgültig gegen die Ehescheidung. Gefühl und geistige Gemeinschaft erloschen.«
Krankengeschichte von Heinrich Schwamberger.
BArch R-179, Nr. 8500.
»Die Ehefrau hat sich bei Besuch sehr gegen eine Beurlaubung oder Entlassung ihres Ehemannes ausgesprochen. […] Ihr Mann wolle die Frau wieder mißhandeln […].«
Krankengeschichte von Peter Schwamberger.
BArch R-179, Nr. 6978.