Yvonne Mennen

Yvonne Mennen ist 1938 in den Nieder-Landen geboren.
Das ist ein Nachbar-Land von Deutsch-Land.
Sie hat 10 Geschwister.
5 sterben.

Ihre Mutter Ida ist Haus-Frau.
Sie hat kein Geld.
Der Vater ist ohne Arbeit.
Er hat keine Staats-Bürgerschaft.
Er darf nicht in Holl-Land leben.
Er ist ohne Rechte.
Deswegen leben 3 Kinder in einem Kinder-Heim.

Der Vater Hinderk Mennen wird Soldat.
Dafür bekommt er Rechte.
Er darf in Deutsch-Land leben.
Aber er muss im Krieg kämpfen.
Darum kann er seiner Frau nicht helfen.

Der Krieg kommt auch in die Nieder-Lande.
Es fallen viele Bomben.
Es wird gefährlich.
Die Mutter muss mit den Kindern flüchten.
Sie muss weg-gehen.
Damit die Bomben sie nicht treffen.

Sie geht mit den Kindern nach Deutsch-Land.
Sie denkt:
Da ist mein Mann Hinderk.
Ich will zu ihm.
Aber sie finden ihn nicht.
Und sie finden kein neues Zu-hause.
Sie müssen in ein Flüchtlings-Lager.
Aber da können sie nicht bleiben.

Sie müssen in einem Stall wohnen.
Da gibt es keine Möbel.
Da gibt es kein frisches Wasser.
Da kann man sich nicht waschen.
Sie sind sehr arm.
Die Mutter ist verzweifelt.
Sie will nicht mehr leben.

Die Geschwister von Yvonne werden krank.
Sie bekommen eine Haut-Krankheit.
Sie müssen in ein Kranken-Haus.
Da ist ihre Schwester 2 Jahre alt.
Und ihr Bruder ist 8 Jahre alt.

Die Familie wird gemeldet.
Ein Arzt untersucht die Mutter und Yvonne.
Er entscheidet:
Die Mutter hat eine seelische Erkrankung.
Sie muss in eine Anstalt.
Eine Anstalt ist ein besonderes Kranken-Haus.
Yvonne hat eine Behinderung.
Sie muss auch in eine Anstalt.
Das ist im Oktober 1944.
Da ist Yvonne 5 Jahre alt.

Yvonne und ihre Mutter kommen in die Anstalt nach Lüne-Burg.
Yvonne kommt in die Kinder-Fach-Abteilung.
Sie wird von ihrer Mutter getrennt.
Sie dürfen sich nicht besuchen.

4 Wochen später ist Yvonne tot.
Sie wird ermordet.
Sie stirbt am 26. November 1944.
Sie ist ein Opfer vom Patienten-Mord.

Ihre Mutter über-lebt.
Sie wird gesund.
Sie darf im März 1945 aus der Anstalt raus.

Herta Ley

Herta Ley ist 1930 in West-Rhauder-Fehn geboren.
Das ist im Land-Kreis Leer.

Mit 2 Jahren hat sie eine Hirn-Haut-Entzündung.
Das ist gefährlich.
Dann ist das Gehirn entzündet.
Es kann zu einem Schaden kommen.
Und das ist bei Herta passiert.
Sie bekommt eine geistige Behinderung.

Der Vater ist Arbeiter und Bauer.
Auch die Mutter arbeitet in der Land-Wirtschaft.
Herta hat eine jüngere Schwester.

Sie kommt nach Roten-Burg.
In die Anstalt.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Da ist sie fast 4 Jahre alt.
Das hat ein Arzt entschieden.
Es ist der Arzt aus dem Gesundheits-Amt.

Die Eltern sagen:
Herta soll zu Hause bleiben.
Sie kann laufen, sprechen, sitzen, essen, trinken.
Alles alleine und ohne Hilfe.
Aber der Arzt glaubt den Eltern nicht.
Darum bleibt sie in Roten-Burg.

Dort geht es Herta schlecht.
Nach 2 Jahren kann sie nichts mehr alleine.
Sie kann nicht mehr sprechen und laufen.
Auch alles andere hat sie verlernt.
Denn niemand hat mit ihr geübt.

Im Oktober 1941 kommt Herta nach Lüne-Burg.
Dort ist ein besonderes Kranken-Haus.
Sie kommt in die Kinder-Fach-Abteilung.
Das ist eine Abteilung nur für Kinder und Jugendliche.

Nach 4 Wochen bekommen die Eltern einen Brief.
Darin steht:
Herta ist krank.
Sie hat Fieber.
Aber das stimmt nicht.

Im Januar 1942 wird Herta wirklich krank.
Sie bekommt ein Medikament.
Und zwar viel zu viel davon.
Mit Absicht.
Sie soll sterben.
Sie stirbt am 3. Februar 1942.

Der Arzt sagt:
Herta stirbt an einer Lungen-Krankheit.
Sie heißt Tuberkulose oder T B C.
Aber auch das stimmt nicht.
Der Arzt lügt.
Herta hat kein T B C.
Es gibt sogar einen Beweis.
2 Mal wird sie unter-sucht.
2 Mal hat sie kein T B C.

Die Wahrheit ist:
Herta ist ein Opfer des Patienten-Mordes.

Sie wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.
Das ist der Fried-Hof Nord-West.

Viele Jahre später ist eine Pflegerin vor Gericht.
Sie hat Herta das Medikament gegeben.
Sie hat Herta ermordet.
Aber sie sagt:
Ich kann mich an nichts erinnern.
Darum bekommt sie keine Strafe.
Das ist im Jahr 1966.

Nach dem Tod von Herta werden 2 Schwestern geboren:
Das eine Mädchen soll auch Herta heißen.
Weil sie am gleichen Tag geboren ist wie Herta.

Die Tante sagt: Nein!
Gebt dem Kind einen eigenen Namen.
Herta ist ermordet worden.
Ihre Schwester soll davon frei groß werden.

Also bekommt die Schwester den Namen Hanne.
Später erzählt die Tante die ganze Geschichte.
So erfährt Hanne von der Ermordung ihrer Schwester.

Das ist ein Foto.

Auf diesem Foto ist ein kleines Mädchen zu sehen.

Sie ist dick angezogen.

Sie trägt eine Mütze und einen Schal.

Das Mädchen ist Herta Ley.

Jemand hält Herta an der Hand.

Sie ist etwa drei Jahre alt.

Auf diesem Foto sieht man Hertas Familie.

Dort sind Hertas jüngere Schwestern zu sehen.

Und ihre Eltern.

Das Foto ist viele Jahre nach dem Krieg gemacht worden.

Helmut Quast

Helmut Quast ist 1930 geboren.
Er kommt aus dem Alten Land.
Das ist im Süden von Hamburg.
Der Vater ist Bauer und Soldat.
Er stirbt im Krieg.

Die Mutter heiratet einen anderen Mann.
Sie bekommt 2 Kinder mit ihm.
Die Familie lebt auf einem Bauern-Hof.
Die Familie zieht in den Land-Kreis Stade.
Da ist Helmut 6 Jahre alt.

Helmut benimmt sich nicht gut.
Er ist böse und gemein zu anderen Kindern.
Er hat es auch in der Schule schwer.
Er lernt nicht gerne.

Seine Lehrerin sagt:
Helmut muss auf eine Hilfs-Schule.
Das ist eine Schule für Kinder mit Behinderungen.

Ein Arzt vom Gesundheit-Amt sagt das auch.
Er sagt:
Helmut muss in die Anstalt nach Roten-Burg.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Da gibt es eine Hilfs-Schule.

Das passiert im Jahr 1938.

Helmut bleibt in Roten-Burg.
3 Jahre lang.
Dort ist er am Anfang nicht mehr gemein und böse.
Er fällt nicht auf.
Er benimmt sich.

Dann heiratet sein Vater.
Und Helmut darf nicht nach Hause zu seiner Mutter.
Das macht ihn wütend.
Ab dann macht er nicht mehr gut mit.
Er will nicht mehr arbeiten.
Er hilft nicht mehr mit.
Er ärgert andere Kinder.

Im Oktober 1941 kommt Helmut nach Lüne-Burg.
Dort ist ein besonderes Kranken-Haus.
Er kommt in die Kinder-Fach-Abteilung.
Dort wird er ermordet.
Ein Arzt gibt ihm zu viel von einem Medikament.
Er stirbt am 1. März 1942.

Helmut wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.
Aber sein Grab ist bis heute nicht zu finden.
Es ist weg.
Niemand weiß wo es ist.

Fritzchen Wehde

Fritzchen ist 1939 geboren.
Er lebt in der Nähe von Hannover.
Er hat 2 jüngere Geschwister.
Die ganze Familie wohnt in 2 Häusern.
Sie stehen neben-einander und sind gleich.
Sie sind von Zwillingen gebaut.
Es ist der Ur-Groß-Vater von Fritzchen.
Und sein Bruder.
Darum heißen die Häuser »Zwillings-Häuser«.

Die Familie ist sehr eng.
Und liebevoll.
Es sind keine National-Sozialisten.
Die Eltern sind für die Arbeiter-Partei.
Der Vater ist Maurer.

Fritzchen hat eine Behinderung.
Bei der Geburt bekommt er nicht genug Luft.
Sein Gehirn wird nicht gut versorgt.
Davon hat er Schäden.

Das Gesundheits-Amt weiß lange nichts von Fritzchen.
Die Familie passt gut auf ihn auf.
Erst im Juli 1944 muss Fritzchen ins Gesundheits-Amt.
Die Ärztin meldet ihm beim »Reichs-Aus-Schuss«.

6 Wochen später wird Fritzchen abgeholt.
Die Polizei ordnet es an.
Er kommt in die Kinder-Fach-Abteilung Lüne-Burg.
Gegen den Willen der Eltern.

Fritzchen ist in Lüne-Burg sehr traurig.
Er ist wütend und will nach Hause.
Er bekommt ein Medikament zur Beruhigung.
Und er bekommt auch nicht genug zu essen.

Seine Eltern dürfen ihn nur ein einziges Mal besuchen.
Sie schreiben ihm.
Der Arzt antwortet:
Fritzchen ist dumm.
Und er hat Probleme mit dem Bauch.
Er ist sehr schwach.

2 Wochen später stirbt Fritzchen.
Er ist ein Kind-Opfer vom Patienten-Mord.
Der Arzt schreibt den Eltern:
Fritzchen ist tot.
Aber er hätte sowieso kein gutes Leben gehabt.
Er hat eine Entzündung im Gehirn gehabt.

Aber das stimmt nicht.
Der Arzt lügt.
Das fällt den Eltern auf.
Sie wissen früh:
Fritzchen ist ermordet worden.
Der Arzt hat ihn umgebracht.
Weil er eine Behinderung hat.

Fritzchen wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.
Seine Eltern bekommen keine Fahr-Karte.
Sie können nicht hin-fahren und bei der Beerdigung dabei sein.

Auf dem Foto sind zwei Häuser zu sehen.

In einem davon wohnt Fritzchen Wehde.

Auf diesem Foto sieht man ein kleines Kind in einem Kinder-Wagen.

Und eine Frau. Sie steht daneben.

Beide schauen in die Kamera.

Das ist Fritzchen Wehde mit seiner Tante Wilma.

Auf dem Bild sieht man ein kleines Kind.

Und eine ältere Frau.

Das Kind sitzt auf einem Kissen im Garten.

Die Frau hält das Kind fest.

Es ist Fritzchen Wehde mit seiner Großmutter Minna.

Bernhard Filusch

Bernhard Filusch wird im Jahr 1941 geboren.
Er ist aus Lüne-Burg.
Er kommt ohne Füße auf die Welt.
An der rechten Hand fehlt ihm ein Teil vom Finger.
Er hat eine Körper-Behinderung.

Die Geburts-Helferin meldet Bernhard an das Gesundheits-Amt.
Der Arzt im Gesundheits-Amt sagt:
Bernhard muss in die Kinder-Fach-Abteilung Lüne-Burg.
Das ist eine Kinder-Station in der Anstalt.

Die Mutter von Bernhard denkt:
Vielleicht können die Ärzte ihrem Bernhard helfen.
Vielleicht bekommt er eine spezielle Behandlung.
Sie hofft er wird wieder gesund.

Aber das passiert nicht.

In der »Kinder-Fach-Abteilung« wird Bernhard unter-sucht.
Der Arzt sagt:
Bernhard ist nicht lebens-wert.
Weil er keine Füße hat und ein Teil vom Finger fehlt.

Die Eltern besuchen Bernhard.
Sie merken etwas stimmt nicht.
Bernhard geht es schlecht.
Er bekommt keine Hilfe.

Die Eltern wollen ihn raus-holen.
Er soll in ein anderes Kinder-Heim.
Aber der Arzt sagt: Nein!
Bernhard muss in Lüne-Burg bleiben.
in der »Kinder-Fach-Abteilung« .
Und der Arzt entscheidet:
Bernhard muss sterben.

Eine Pflegerin gibt Bernhard zu viel von einem Medikament.
Bernhard stirbt daran.
Er wird Opfer des Patienten-Mordes.

Als Bernhard stirbt ist er nur 7 Monate alt.

Er wird auf dem Lüne-Burger Zentral-Friedhof beerdigt.
Seine Eltern erfahren nicht die Wahrheit.

Eine Pflegerin gibt viele Jahre später zu:
Ich habe Bernhard ermordet.
Trotzdem wird sie nicht bestraft.

Für Bernhard Filusch gibt es 2 Stolper-Steine in Lüne-Burg.
Auf dem Meere 29.
Und vor dem besonderen Museum.