Edeltraut Wölki

Edeltraud Wölki ist 1937 geboren.
Sie kommt aus Bochum.
Sie kann nicht hören und nicht sprechen.
Sie ist ein Kind-Opfer.
Das sagt die Pflegerin Dora Vollbrecht.
Sie gibt den Mord an Edeltraud zu.

Die Pflegerin sagt:
Ich habe Edeltraud ermordet.
Das war schwer.
Edeltraud war niedlich.
Aber sie hatte eine Behinderung.
Darum musste sie sterben.

Das Leben von Edeltraud ist schwer.
Sie ist jünger als 1 Jahr als sie in ein Heim kommt.
2 Jahre später kommt sie in ein anderes Heim.
Wieder 1 Jahr später kommt sie nach Lüne-Burg.

Sie wird Patientin der »Kinder-Fach-Abteilung«.
Sie über-lebt dort 18 Monate.
Das ist viel länger als andere Kinder.
Die Pflegerin mag Edeltraud.
Darum fällt es ihr schwer sie zu ermorden.

Sie macht es aber trotzdem.
Sie gibt Edeltraud zu viel von einem Medikament.
Edeltraud stirbt.
Da ist sie 5 Jahre alt.

Die Pflegerin sagt:
Der Mord war schwer.
Aber es musste sein.

Die Pflegerin wird nicht bestraft.
Obwohl sie zugibt:
Ich habe Edeltraud ermordet.

Edeltraud wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.

Im Jahr 2005 wird für Edeltraud ein Stolper-Stein verlegt.
Er liegt vor dem besonderen Museum.

Inge Roxin

Inge Roxin ist das sechste Kind der Familie Roxin.
Ihre Mutter Anna ist Köchin.
Ihr Vater Eugen ist LKW-Fahrer.
Später arbeitet er beim Land-Kreis.
Sie wohnen in der Stadt Lüneburg.

Inge wohnt in der Haus-Nummer vier.
Im gleichen Haus wohnt eine zweite Familie.
Sie hat auch ein Kind mit Behinderung.
Ein Mädchen.
Es heißt Mike.
Mike und Inge müssen in die Lüneburger Anstalt.
Beide werden Patient in der Kinder-Fach-Abteilung.

Für Kinder mit Behinderungen gibt es eine Melde-Pflicht.
Das gilt für die Zeit des National-Sozialismus.
Auch Inge wird gemeldet.
Drei Ärzte in Berlin entscheiden:
Inge muss in die Anstalt.
Danach muss Anna Roxin ihre Tochter in die Anstalt bringen.

Inge wird in die »Kinder-Fach-Abteilung« aufgenommen.
Sie kommt in das Haus fünf-und-zwanzig.
Die Familie kann Inge besuchen.
Weil sie in der Nähe wohnt.
Sie können zu Fuß in die Anstalt laufen.
Das macht ihre Schwester Käthe.
Ganz oft in der Woche kommt Käthe zu Inge.
In das Haus fünf-und-zwanzig.
Käthe bekommt eine Decke.
Sie setzt sich mit Inge auf eine Wiese.
Es wird ein Foto gemacht.

Inge wird krank.
Sie erhält Medizin.
Die Medizin kann man noch nicht kaufen.
Sie wird an Inge aus-probiert.
Inge wird wieder gesund.

Käthe besucht ihre Schwester Inge ganz oft.
Auch ihre Mutter besucht sie.
Dadurch ist kein Mord möglich.
Der Mord kann nämlich durch die Besuche nicht geheim bleiben.
In einer Woche kommt kein Besuch.
In der Woche wird Inge ermordet.
Sie stirbt am 20. Oktober 1943.

Das ist Inge Roxin.
Sie liegt in einem Kinder-Wagen.
Das ist in einer Baracken-Siedlung.
Da wohnt die Familie zuerst.
Dann zieht die Familie in die Innen-Stadt.
In die Rote-Hahn-Straße.

Das ist ein Foto von Inge und Käthe.
Käthe ist die große Schwester von Inge.
Käthe trägt Inge auf ihrem Schoß.
Es ist in der »Kinder-Fach-Abteilung« entstanden.
Im Garten von Haus fünf-und-zwanzig.

Das Foto ist verwackelt.
Es ist ein Schnapp-Schuss.
Käthe hat das Foto geschenkt bekommen.
Zur Erinnerung an ihre Schwester Inge.
Das ist im Sommer 1943.

Das ist eine Sterbe-Anzeige.
Sie steht in der Lüneburger Zeitung.
Alle können lesen:
Inge ist gestorben.
Die Eltern und die Geschwister sind sehr traurig.
Die Anzeige ist am Todes-Tag gemacht worden.

Jürgen Endewardt

Jürgen Endewardt ist im Jahr 1941 geboren.
Er ist das dritte Kind von 4.
Jürgen kann nicht sitzen.
Und nicht laufen und sprechen.
Seine Mutter Elli Endewardt macht sich viele Sorgen.
Sie bringt ihn in ein Kranken-Haus nach Hamburg.

Dort sagt man zu ihr:
Jürgen hat einen Wasser-Kopf.
Er hat eine geistige Behinderung.

Sie bringt Jürgen in ein Lüne-Burger Kranken-Haus für Kinder.
Dort soll er behandelt werden.
Aber die Pflegerin will ihn nicht da- behalten.
Sie ist ungeduldig.
Sie will nicht warten bis es ihm besser geht.
Sie ruft in der Anstalt an.
Sie sorgt dafür dass er in die Kinder-Fach-Abteilung kommt.
Das ist im Jahr 1942.

Seine Mutter besucht Jürgen.
Sie ist un-zufrieden.
Sie will mit dem Arzt sprechen.
Das macht sie 2 Mal.
Einen Tag später ist Jürgen tot.

Was die Mutter mit dem Arzt bespricht ist nicht bekannt.
Vielleicht wollte sie Jürgen rausholen.
Vielleicht aber auch nicht.

Jürgen bekommt zu viel von einem Medikament.
Er wird ermordet.

Jürgen soll auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt werden.
Aber das will die Mutter nicht.
Sie hat Angst.
Niemand soll wissen dass Jürgen in der Anstalt war.
Jürgen muss auf einem anderen Fried-Hof beerdigt werden.
Damit niemand die Wahrheit erfährt.
Auch der Vater von Jürgen nicht.
Denn der ist National-Sozialist.

Sie entscheidet:
Jürgen kommt auf den Zentral-Fried-Hof.

Die Familie von Jürgen hat viel Unglück.
Der Vater wird schwer verwundet.
Seine Schwester wird von einem Panzer überrollt und stirbt.
Sein Bruder stirbt 3 Monate nach der Geburt.

Im Jahr 2019 wird für Jürgen ein Stolper-Stein verlegt.
Er ist in der Georg-Böhm-Straße 4.

Das sind Ute und Dieter Endewardt.

Sie sind Geschwister von Jürgen.

Ute ist das älteste Kind.

Dieter ist auch älter als Jürgen.

Das ist die Mutter von Jürgen.

Sie heißt Elli.

Man sieht auch seine Geschwister.

Ute und Dieter.

Jürgen ist das kleine Kind.

Er wird von seiner Mutter gehalten.

Auf dem Foto ist Jürgen 1 Jahr alt.

Mariechen Petersen

Mariechen Petersen ist 1933 geboren.
Sie ist aus Lüne-Burg.
Sie ist das zweite Kind von Wilhelm und Erna Petersen.
Mariechen wird »Mike« genannt.
Sie hat 7 Geschwister.

Die Familie wohnt in der Rote-Hahn-Straße.
Sie sind Nachbarn von Inge Roxin.
Inge und Mike sind beide Opfer des Kinder-Mordes.

Der Vater von Mike ist Soldat im Zweiten Welt-Krieg.
Er stirbt 1941.
Die Mutter von Mike muss sich ab dann alleine kümmern.
Um alle 8 Kinder.

Im Jahr 1942 findet eine Feier der National-Sozialisten statt.
Die Mutter von Mike will nicht hin-gehen.
Ihr sind die National-Sozialisten egal.
Darum wird sie verhaftet.
Sie kommt in ein Gefängnis.

Sie kann sich nicht mehr um ihre 8 Kinder kümmern.
Es kommt jemand vom Sozial-Amt.
Die kleinen Geschwister von Mike kommen zur Groß-Mutter.
Die älteren Geschwister von Mike kommen in ein Kinder-Heim.
Mike kommt in das Lüne-Burger Kinder-Kranken-Haus.
Die Sozial-Arbeiterin sagt:
Mike hat eine Behinderung.
Mike hat das Down-Syndrom.
Sie muss in die »Kinder-Fach-Abteilung«.

Dort entscheidet der Arzt:
Mike ist dumm.
Sie soll sterben.
Vorher werden Medikamente an ihr aus-probiert.
Die Medikamente sind nicht erlaubt.
Keiner weiß, wie sie wirken.
Das will man an Mike testen.

Mikes Mutter kommt aus dem Gefängnis.
Sie besucht Mike.
Sie bringt ihr etwas zu Essen.
Sie will Schuhe und ein Kleid für Mike kaufen.
Nur in der Zeit bekommt Mike keine Test-Medikamente.
Deshalb geht es ihr wieder gut.

Dann braucht man Mike nicht mehr für den Test von Medikamenten.
Man gibt ihr zu viel von einem anderen Medikament.
Daran stirbt sie.
Sie wird ermordet.
Das ist im Jahr 1943.

Im Jahr 2019 bekommt Mike einen Stolper-Stein.
Er ist in der Rote-Hahn-Straße 4.

Heinz Knorr

Heinz Knorr ist im Jahr 1932 in Artlenburg geboren.
Das ist ein Dorf nicht weit weg von Lüneburg.
Heinz Vater heißt Heinrich.
Die Mutter heißt Frieda.
Sie haben einen großen Bauern-Hof.

Heinz hat eine ältere Schwester.
Das ist Thea.
Und einen jüngeren Bruder.
Sein Name ist Günther.

Heinz hat eine geistige Behinderung.
Er kann kaum sprechen.
Er geht nie zur Schule.
Heinz ist immer auf dem Bauern-Hof.

Im April 1945 ist Heinz 13 Jahre alt.
Der Krieg ist fast zu Ende.
Aber es wird noch gekämpft.
Darum soll die Familie von Heinz weg von ihrem Bauern-Hof.

Heinz versteht das nicht.
Und er hat Angst.
Darum läuft er weg.

Die Polizei findet Heinz.
Heinz weiß aber nur seinen Vornamen.
Er weiß nicht wo er wohnt.
Die Polizei bringt ihn in die Anstalt nach Lüneburg.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Keiner weiß:
Das ist Heinz Knorr aus Artlenburg.

Seine Familie sucht ihn überall.
Aber sie findet ihn nicht.
Die Mutter fragt auch bei der Polizei.
Und in der Lüneburger Anstalt.
Aber die sagen immer Nein.

Heinz bleibt in der Anstalt.
Die Ärzte schreiben über ihn:
Heinz ist dumm.
Er kann ganz schlecht sprechen.

In der Anstalt geht es Heinz schlecht.
Er bekommt nichts zu essen.
Er wird immer dünner und schwächer.
Die Ärzte helfen ihm nicht.
Am 2. November 1945 stirbt Heinz.
Er ist verhungert.
Er ist ein Opfer der De-Zentralen Euthanasie.

In der Anstalt gibt es einen Gärtner-Lehrling.
Der kommt auch aus Artlenburg.
Er hat von Heinz gehört.
Er sagte:
Das ist vielleicht Heinz Knorr.

Die Ärzte machen ein Foto von Heinz.
Da ist er schon tot.
Heinz wird am 6. November 1945 begraben.

Seine Familie weiß das nicht.
Heinz wird ohne sie beerdigt.

Danach zeigt die Polizei den Eltern das Foto von Heinz.
Die Eltern sind traurig.
Jetzt wissen sie wo Heinz die ganze Zeit war.
Sie wissen nun:
Heinz ist tot.
Aber nicht warum.

Dann bekommen die Eltern noch eine Rechnung.
Von der Anstalt.
Die Eltern sollen viel Geld bezahlen.
Für die Pflege in der Anstalt.
Eigentlich für den Mord.
Aber das wissen die Eltern nicht.
Und sie bezahlen die Rechnung.

Die Eltern erzählen den Geschwistern Thea und Günther nicht viel.
Nur dass Heinz weg-gelaufen ist.
Und dass er tot ist.

Thea will später mehr wissen.
Aber sie findet nichts heraus und stirbt.

Dann forscht ein Mann aus Artlenburg noch mal nach.
Er fragt auch eine Wissenschaftlerin von der Gedenk-Stätte.
Die findet dann alles über Heinz heraus.
Und sie schreibt alles auf.
So wird Heinz nicht vergessen.

Das ist Heinz Knorr.

Er steht an einem Baum in einem Garten.

Das Foto ist in schwarz-weiß.

Auf dem Foto ist Heinz etwa 11 Jahre alt.