Ausländer-Sammel-Stellen

Im Jahr 1944 entscheidet der Minister:
Patienten aus dem Ausland dürfen ermordet werden.
Dafür muss man sie sammeln.
Also werden Ausländer-Sammel-Stellen eingerichtet.
In 11 Anstalten.
Das sind Spezial-Stationen nur für ausländische Patienten.
Dort entscheidet ein Arzt:
Der ausländische Patient darf leben.
Oder der ausländische Patient muss sterben.

In die Ausländer-Sammel-Stelle kommen:
Zwangs-Arbeiter
Flüchtlinge
Kinder von Zwangs-Arbeitern
Ausländer die in Deutschland leben

Ein Arzt in der Sammel-Stelle guckt die Patienten an.
Er spricht nicht mit ihnen.
Weil er die Sprache nicht kann.
Der Arzt versteht den Patienten nicht.

Trotzdem entscheidet der Arzt:
Der Zwangs-Arbeiter kann noch arbeiten.
Dann muss er zurück in die Zwangs-Arbeit.

Oder der Arzt entscheidet:
Der Zwangs-Arbeiter ist zu krank zum Arbeiten.
Er muss in der Anstalt bleiben.
Man kann nicht erlaubte Medikamente an ihm ausprobieren.
Und er darf er ermordet werden.
Weil er nicht mehr arbeiten kann.

Die Toten werden beerdigt.
Auf dem Fried-Hof der Anstalt.
Aber auf keinen Fall neben deutschen Toten.
Sie bekommen extra Gräber.
Nur für Ausländer.
Deutsche und Ausländer werden sogar noch tot getrennt.

Nach dem Krieg holen die Länder ihre Toten nach Hause.
Endlich finden sie Frieden.

Timofey Thomachincko

Timofey ist im Jahr 1905 in Russ-Land geboren.
Im Krieg bringen ihn deutsche Soldaten nach Deutschland.
Gegen seinen Willen.
Er soll arbeiten.
Er ist Zwangs-Arbeiter.
Er arbeitet bei einem Bauern.
Dann wird er krank.
Ein Amts-Arzt unter-sucht ihn.

Der Arzt sagt:
Timofey ist gefährlich.
Er hat Wut-Anfälle.

Im Januar 1945 kommt Timofey in die Lüneburger Anstalt.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Auch dort wird er unter-sucht.
Der Arzt in der Anstalt sagt:
Timofey ist geistes-krank.

Timofey ist sehr dünn.
Er hat auch große Angst.
Er will nicht essen und trinken.
Er will auch nicht sprechen.

Timofey wird immer schwächer.
Kein Arzt hilft ihm
Am 5. Februar 1945 stirbt Timofey.
Er ist erst 39 Jahre alt.

Stephan Lapikow

Stephan Lapikow ist im Jahr 1907 in der Ukraine geboren.
Im Zweiten Welt-Krieg kommt er nach Deutschland.
Er ist Zwangs-Arbeiter.
Er muss in der Land-Wirtschaft arbeiten.

Dann kommt er in ein Gefängnis.
Wir wissen nicht warum.
Dort wird Stephan Lapikow unter-sucht.
Der Arzt sagt:
Stephan Lapikow ist geistes-krank.

Im Mai 1944 kommt Stephan in eine Anstalt nach Oldenburg.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Dann soll dort Platz frei werden für verletzte Deutsche.
Die ausländischen Patienten sollen weg.
Im Dezember kommen 33 Patienten in die Anstalt nach Lüneburg.
Von der Anstalt Oldenburg.
Stephan Lapikow ist auch dabei.

In Lüneburg lebt er nur noch wenige Tage.
Es gibt keinen Eintrag in eine Akte.
Es gibt nur den Eintrag über seinen Tod.

Am 22. Dezember 1944 stirbt Stephan Lapikow.
In der Lüneburger Anstalt.
Der Arzt schreibt in die Akte:
Er ist an Erschöpfung gestorben.
Stephan ist 37 Jahre alt.

Zwangs-Arbeit

Im Zweiten Welt-Krieg müssen viele Männer als Soldat kämpfen.
Die deutschen Soldaten fehlen als Arbeits-Kräfte.
Darum werden Menschen aus anderen Ländern verschleppt.
Sie werden gegen ihren Willen nach Deutschland geholt.
Diese Menschen werden zur Arbeit gezwungen.
Sie sind Zwangs-Arbeiter.

Es gibt 13 Millionen Zwangs-Arbeiter.
In der Zeit des Zweiten Welt-Krieges.
Männer und Frauen.
Viele Frauen kommen mit ihren Kindern.

Die meisten Zwangs-Arbeiter kommen aus besetzten Ländern.
Zum Beispiel Polen.
Oder die Ukraine.
Sehr viele Zwangs-Arbeiter kommen auch aus Russland.
Es sind Soldaten die gegen Deutsche verloren haben.
Es sind Kriegs-Gefangene.
Sie dürfen als Gefangene eigentlich gar nicht arbeiten.
Aber den National-Sozialisten ist das egal.

Die Zwangs-Arbeiter müssen schwer arbeiten.
Die meisten arbeiten in der Land-Wirtschaft.
Und in Fabriken.
Da müssen sie Waffen für den Krieg bauen.

Sie werden nicht gut behandelt.
Es gibt viel Gewalt.
Sie bekommen oft nicht genug zu essen.
Sie sind lange von ihren Familien getrennt.
Sie müssen in Lager.
Da ist es wie im Gefängnis.
Darum werden viele schwer krank.
Oder sie sterben.

Simowal Timofei

Simowal Timofei ist im Jahr 1914 geboren.
In Russ-Land oder in der Ukraine.
Das ist nicht sicher.
Die deutschen Soldaten bringen in nach Deutschland.
Er muss gegen seinen Willen arbeiten.
In einer Fabrik.
Er wird dazu gezwungen.
Er ist Zwangs-Arbeiter.
Das ist im Jahr 1943.

Dann wird er krank.
Er hat eine Lungen-Krankheit.
Durch die Krank-Heit ist er auch verwirrt.
Er kommt im Mai 1945 in eine Nerven-Klinik.
In Hannover.
Das ist einen Tag vor dem Kriegs-Ende.

Im August 1945 kommt er dann nach Lüneburg.
In die Anstalt.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.

Simowal kann kein Deutsch.
Niemand kann mit ihm sprechen.
Erst im November spricht er mit einem Über-Setzer.
Das ist ein Mensch der eine andere Sprache kann.
Er versteht Simowal.
Er kann alles was Simowal sagt auf Deutsch sagen.

Simowal sagt:
Ich bin Maurer.
Ich bin verheiratet und habe einen Sohn.
Mein Sohn ist sechs Jahre alt.

Im Januar 1946 geht es Simowal immer schlechter.
Er ist sehr schwach.
Er wird immer dünner.
Am 1. März 1946 stirbt er in der Lüneburger Anstalt.
Er ist 35 Jahre alt.