Therese Schubert, geb. Keck, geboren am 21. April 1887 in Lüneburg, wuchs gemeinsam mit ihren beiden älteren Schwestern Frieda und Christine in gutbürgerlichen Verhältnissen in der Friedenstraße 10 auf. Im Winter 1913/1914 ging sie für einige Monate nach Somerset (USA), um Erfahrungen als Kindergärtnerin zu sammeln. Nach ihrer Rückkehr nahm sie in Hamburg die Ausbildung zur Kindergärtnerin auf. Zur selben Zeit lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Heinrich Schubert kennen, der in Lüneburg ein angesehener Stadtbaumeister war. Am 21. September 1920 heirateten Therese und Heinrich Schubert. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, Jürgen und Theo.
1926 verstarb Heinrich Schubert plötzlich. Er war in der Ilmenau ertrunken. Therese Schubert verkraftete den Tod ihres Ehemannes nicht und entwickelte schwere Depressionen. Nach erfolgloser Behandlung durch den Hamburger Nervenarzt Max Nonne und anschließender Unterbringung im Ginsterhof bei Hamburg, kehrte sie zu ihren Schwestern zurück, die inzwischen das Haus in der Schillerstraße 5 in Lüneburg bewohnten. Da sich Therese Schuberts Gesundheitszustand jedoch nicht besserte, wurde sie am 24. November 1932 in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen. Die Diagnose des Amtsarztes lautete »Jugendliches Irresein«.
Der Kontakt zu ihren Söhnen Jürgen und Theo, die inzwischen dauerhaft bei Thereses Schwester Christine Keck lebten, brach ab. Zwar brachte Theo Kleidung und zusätzliche Lebensmittel in die Heil- und Pflegeanstalt, er gab sie jedoch beim Pförtner ab, ohne seine Mutter zu besuchen. Er fürchtete sich vor einer Begegnung mit seiner erkrankten Mutter. Am 9. April 1941 wurde Therese Schubert in die Zwischenanstalt Herborn verlegt und von dort weiter in die Tötungsanstalt nach Hadamar deportiert. Am 28. Mai 1941 wurde sie im Rahmen der »Aktion T4« ermordet.
Ihre Schwestern und die inzwischen erwachsenen Söhne erhielten die Nachricht, Therese sei an einer Lungenentzündung verstorben. Dies bezweifelten die Angehörigen. Die Familie ließ die Urne mit der angeblichen Asche von Therese Schubert nach Lüneburg überführen und setzte sie neben dem Grab ihres Ehemannes bei. Gegen eine Auflösung der Grabstätte nach abgelaufener Ruhezeit wehrte sich Theo Schubert erfolgreich. 2014 setzte die Friedhofsverwaltung die Ruhestätte von Therese und Heinrich Schubert auf die Liste historischer Gräber, sodass sie dauerhaft erhalten bleibt. 2022 wurde eine Gedenktafel ergänzt, die über ihre Geschichte informiert.
Ein Stolperstein in der Schillerstraße 5 erinnert an Therese Schubert, geboren am 21. April 1887, ermordet am 28. Mai 1941.
Therese Keck (rechts stehend) im Jahr 1914 zusammen mit Mitschülerinnen im Hamburger »Fröbel«-Seminar für angehende Erzieherinnen.
Privatbesitz Ulrike Haus.
Das Hochzeitsfoto von Heinrich und Therese Schubert, geb. Keck, vom 21.9.1920.
Privatbesitz Ulrike Haus.
Jürgen und Theo Schubert im Jahr 1932. Thereses Schwester, Christine Keck, schickte Theo nach ihrer Wiederaufnahme in
Lüneburg im Jahr 1936 häufiger in die Anstalt, um der Mutter Apfelsinen und Kuchen zu bringen. Aus Angst gab Theo die
Sachen beim Pförtner ab und sah seine Mutter deshalb nie wieder.
Privatbesitz Ulrike Haus.
Durch einen Zufall ist die Krankenakte aus der Zeit in Uelsby im sich noch heute im Familienbesitz befindenden Sanatorium »Dr. Schulze« auf einem Dachboden erhalten geblieben. In der Akte befindet sich die Abschrift des Kreisärztlichen Gutachtens, in dem Therese Schuberts Situation beschrieben wird.
Archiv der »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg.
Frieda Maack und Christine Keck ließen die Urne ihrer Schwester Therese Schubert nach Lüneburg überführen. Sie wurde im Grab ihres Ehemannes Heinrich Schubert beigesetzt.
Das Sterbedatum auf dem Grabstein ist der Tag, den die Familie offiziell mitgeteilt bekam. In Wirklichkeit starb Therese Schubert am 28. Mai 1941. Ihr Sohn Theo Schubert pflegte das Grab bis ins hohe Alter. Der Tod seiner Frau im Jahr 2012 war für ihn und Thereses Enkelkinder Anlass, gemeinsam das ungeklärte Schicksal der Mutter bzw. Großmutter zu klären.
Das Grab befindet sich auf dem Lüneburger Zentralfriedhof und bleibt durch einen Aktenvermerk im Friedhofsamt Lüneburg als anerkanntes Grab eines Opfers von Krieg und Gewaltherrschaft dauerhaft erhalten.