Jürgen Endewardt

Jürgen Endewardt ist im Jahr 1941 geboren.
Er ist das dritte Kind von 4.
Jürgen kann nicht sitzen.
Und nicht laufen und sprechen.
Seine Mutter Elli Endewardt macht sich viele Sorgen.
Sie bringt ihn in ein Kranken-Haus nach Hamburg.

Dort sagt man zu ihr:
Jürgen hat einen Wasser-Kopf.
Er hat eine geistige Behinderung.

Sie bringt Jürgen in ein Lüne-Burger Kranken-Haus für Kinder.
Dort soll er behandelt werden.
Aber die Pflegerin will ihn nicht da- behalten.
Sie ist ungeduldig.
Sie will nicht warten bis es ihm besser geht.
Sie ruft in der Anstalt an.
Sie sorgt dafür dass er in die Kinder-Fach-Abteilung kommt.
Das ist im Jahr 1942.

Seine Mutter besucht Jürgen.
Sie ist un-zufrieden.
Sie will mit dem Arzt sprechen.
Das macht sie 2 Mal.
Einen Tag später ist Jürgen tot.

Was die Mutter mit dem Arzt bespricht ist nicht bekannt.
Vielleicht wollte sie Jürgen rausholen.
Vielleicht aber auch nicht.

Jürgen bekommt zu viel von einem Medikament.
Er wird ermordet.

Jürgen soll auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt werden.
Aber das will die Mutter nicht.
Sie hat Angst.
Niemand soll wissen dass Jürgen in der Anstalt war.
Jürgen muss auf einem anderen Fried-Hof beerdigt werden.
Damit niemand die Wahrheit erfährt.
Auch der Vater von Jürgen nicht.
Denn der ist National-Sozialist.

Sie entscheidet:
Jürgen kommt auf den Zentral-Fried-Hof.

Die Familie von Jürgen hat viel Unglück.
Der Vater wird schwer verwundet.
Seine Schwester wird von einem Panzer überrollt und stirbt.
Sein Bruder stirbt 3 Monate nach der Geburt.

Im Jahr 2019 wird für Jürgen ein Stolper-Stein verlegt.
Er ist in der Georg-Böhm-Straße 4.

Das sind Ute und Dieter Endewardt.

Sie sind Geschwister von Jürgen.

Ute ist das älteste Kind.

Dieter ist auch älter als Jürgen.

Das ist die Mutter von Jürgen.

Sie heißt Elli.

Man sieht auch seine Geschwister.

Ute und Dieter.

Jürgen ist das kleine Kind.

Er wird von seiner Mutter gehalten.

Auf dem Foto ist Jürgen 1 Jahr alt.

Mariechen Petersen

Mariechen Petersen ist 1933 geboren.
Sie ist aus Lüne-Burg.
Sie ist das zweite Kind von Wilhelm und Erna Petersen.
Mariechen wird »Mike« genannt.
Sie hat 7 Geschwister.

Die Familie wohnt in der Rote-Hahn-Straße.
Sie sind Nachbarn von Inge Roxin.
Inge und Mike sind beide Opfer des Kinder-Mordes.

Der Vater von Mike ist Soldat im Zweiten Welt-Krieg.
Er stirbt 1941.
Die Mutter von Mike muss sich ab dann alleine kümmern.
Um alle 8 Kinder.

Im Jahr 1942 findet eine Feier der National-Sozialisten statt.
Die Mutter von Mike will nicht hin-gehen.
Ihr sind die National-Sozialisten egal.
Darum wird sie verhaftet.
Sie kommt in ein Gefängnis.

Sie kann sich nicht mehr um ihre 8 Kinder kümmern.
Es kommt jemand vom Sozial-Amt.
Die kleinen Geschwister von Mike kommen zur Groß-Mutter.
Die älteren Geschwister von Mike kommen in ein Kinder-Heim.
Mike kommt in das Lüne-Burger Kinder-Kranken-Haus.
Die Sozial-Arbeiterin sagt:
Mike hat eine Behinderung.
Mike hat das Down-Syndrom.
Sie muss in die »Kinder-Fach-Abteilung«.

Dort entscheidet der Arzt:
Mike ist dumm.
Sie soll sterben.
Vorher werden Medikamente an ihr aus-probiert.
Die Medikamente sind nicht erlaubt.
Keiner weiß, wie sie wirken.
Das will man an Mike testen.

Mikes Mutter kommt aus dem Gefängnis.
Sie besucht Mike.
Sie bringt ihr etwas zu Essen.
Sie will Schuhe und ein Kleid für Mike kaufen.
Nur in der Zeit bekommt Mike keine Test-Medikamente.
Deshalb geht es ihr wieder gut.

Dann braucht man Mike nicht mehr für den Test von Medikamenten.
Man gibt ihr zu viel von einem anderen Medikament.
Daran stirbt sie.
Sie wird ermordet.
Das ist im Jahr 1943.

Im Jahr 2019 bekommt Mike einen Stolper-Stein.
Er ist in der Rote-Hahn-Straße 4.

Heinz Knorr

Heinz Knorr ist im Jahr 1932 in Artlenburg geboren.
Das ist ein Dorf nicht weit weg von Lüneburg.
Heinz Vater heißt Heinrich.
Die Mutter heißt Frieda.
Sie haben einen großen Bauern-Hof.

Heinz hat eine ältere Schwester.
Das ist Thea.
Und einen jüngeren Bruder.
Sein Name ist Günther.

Heinz hat eine geistige Behinderung.
Er kann kaum sprechen.
Er geht nie zur Schule.
Heinz ist immer auf dem Bauern-Hof.

Im April 1945 ist Heinz 13 Jahre alt.
Der Krieg ist fast zu Ende.
Aber es wird noch gekämpft.
Darum soll die Familie von Heinz weg von ihrem Bauern-Hof.

Heinz versteht das nicht.
Und er hat Angst.
Darum läuft er weg.

Die Polizei findet Heinz.
Heinz weiß aber nur seinen Vornamen.
Er weiß nicht wo er wohnt.
Die Polizei bringt ihn in die Anstalt nach Lüneburg.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Keiner weiß:
Das ist Heinz Knorr aus Artlenburg.

Seine Familie sucht ihn überall.
Aber sie findet ihn nicht.
Die Mutter fragt auch bei der Polizei.
Und in der Lüneburger Anstalt.
Aber die sagen immer Nein.

Heinz bleibt in der Anstalt.
Die Ärzte schreiben über ihn:
Heinz ist dumm.
Er kann ganz schlecht sprechen.

In der Anstalt geht es Heinz schlecht.
Er bekommt nichts zu essen.
Er wird immer dünner und schwächer.
Die Ärzte helfen ihm nicht.
Am 2. November 1945 stirbt Heinz.
Er ist verhungert.
Er ist ein Opfer der De-Zentralen Euthanasie.

In der Anstalt gibt es einen Gärtner-Lehrling.
Der kommt auch aus Artlenburg.
Er hat von Heinz gehört.
Er sagte:
Das ist vielleicht Heinz Knorr.

Die Ärzte machen ein Foto von Heinz.
Da ist er schon tot.
Heinz wird am 6. November 1945 begraben.

Seine Familie weiß das nicht.
Heinz wird ohne sie beerdigt.

Danach zeigt die Polizei den Eltern das Foto von Heinz.
Die Eltern sind traurig.
Jetzt wissen sie wo Heinz die ganze Zeit war.
Sie wissen nun:
Heinz ist tot.
Aber nicht warum.

Dann bekommen die Eltern noch eine Rechnung.
Von der Anstalt.
Die Eltern sollen viel Geld bezahlen.
Für die Pflege in der Anstalt.
Eigentlich für den Mord.
Aber das wissen die Eltern nicht.
Und sie bezahlen die Rechnung.

Die Eltern erzählen den Geschwistern Thea und Günther nicht viel.
Nur dass Heinz weg-gelaufen ist.
Und dass er tot ist.

Thea will später mehr wissen.
Aber sie findet nichts heraus und stirbt.

Dann forscht ein Mann aus Artlenburg noch mal nach.
Er fragt auch eine Wissenschaftlerin von der Gedenk-Stätte.
Die findet dann alles über Heinz heraus.
Und sie schreibt alles auf.
So wird Heinz nicht vergessen.

Das ist Heinz Knorr.

Er steht an einem Baum in einem Garten.

Das Foto ist in schwarz-weiß.

Auf dem Foto ist Heinz etwa 11 Jahre alt.

Martha Ossmer

Martha Ossmer ist am 22. Mai 1924 geboren.
Sie lebt in Bremen.
Ihre Eltern sind Christian und Bertha.
Sie hat zwei Schwestern.
Sie heißen Elfriede und Käthe.

Die Geburt von Martha ist schwer.
Sie muss mit einer Zange geholt werden.
Dabei passiert ein Unfall.
Darum hat Martha eine Behinderung.

Martha kann nicht sprechen.
Sie kann keine Treppen gehen.
Sie braucht viel Hilfe.
Die Schwestern helfen ihr.

Die Familie von Martha hilft gerne.
Sie halten zusammen.
Martha geht nicht zur Schule.
Martha ist immer bei ihrer Familie.
Sie ist über-all dabei.
Es ist Krieg.
Viele Bomben fallen auf Bremen.
Martha muss in einen Keller.
Dort ist sie sicher.
Da ist Martha 20 Jahre alt.
Marthas Mutter sagt:
Ich kann Martha nicht mehr helfen.
Ich kann sie nicht in den Keller tragen.
Ich habe keine Kraft.

Ein Arzt sagt:
Martha muss in ein besonderes Kranken-Haus.
Da ist sie sicher.
Da hilft man ihr.
Das Kranken-Haus in Bremen ist voll.
Martha muss nach Lüneburg.
Dort hat das besondere Kranken-Haus ein Bett frei.

In Lüneburg bekommt Martha Besuch.
Es ist ihr Vater Christian.
Er bringt Kuchen mit.
Martha isst den ganz Kuchen alleine auf.
Sie hat Hunger.
Sie bekommt sehr wenig zu essen.
Und sie bekommt Medikamente.
Die Medikamente helfen ihr nicht.
Sie wird damit vergiftet.

Sie stirbt am 18. April 1945.
An dem Tag hört der Krieg in Lüneburg auf.

Das ist ein Foto von Martha Ossmer.
Sie sitzt auf dem Schoss von ihrem Vater.
Das ist im Jahr 1928.
Martha ist etwa vier Jahre alt.

Das ist ein Foto von Elfriede und Käthe.
Sie stehen im Wohn-Zimmer.
Es ist Weihnachten.
Das ist im Jahr 1933.

Das ist ein Foto vom Grab von Martha.
Das Grab ist auf einem Fried-Hof in Lüneburg.
Es hat ein Holz-Kreuz.
Darauf steht ihr Name und eine Nummer.

Friedrich Daps

Friedrich Daps ist am 4. Oktober 1933 in Isern-Hagen geboren.
Das ist in der Nähe von Hannover.
Hannover ist die Haupt-Stadt von Nieder-Sachsen.
Er hat 2 Brüder.
Sie sind jünger.

Friedrich ist das erste Kind.
Die Mutter kann sich nicht gut um Friedrich kümmern.
Sie hat nicht genug Kraft für Friedrich.
Und die Eltern haben ein Problem mit seiner Behinderung.
Friedrich kommt mit 4 Jahren in ein Heim.

Das Heim ist die Pestalozzi-Stiftung.
Die gibt es auch heute noch.
Friedrich soll nur wenige Tage da sein.
Doch es kommt anders.

Ein Arzt unter-sucht Friedrich.
Er stellt fest:
Friedrich will nicht mit anderen Kindern spielen.
Er ist sehr unruhig und wild.
Er macht nichts was man ihm sagt.
Er kann nicht hören und sprechen.
Er ist dumm.

Der Arzt entscheidet:
Friedrich muss in eine Anstalt.
Eine Anstalt ist ein besonderes Kranken-Haus.
2 Tage später kommt er in eine Anstalt in Hannover.

Friedrich soll schnell weg.
Die Pestalozzi-Stiftung will ihn los-werden.
Die Anstalt in Hannover ist sehr überrascht.
Die Eltern von Friedrich werden nicht gefragt.

Friedrich kommt nach 8 Monaten in eine zweite Anstalt.
Die ist in Roten-Burg.
Dort bleibt Friedrich 2 Jahre und 7 Monate.

Dort interessiert er sich nur für besondere Sachen.
Zum Beispiel für Licht, Glitzern, Brummen.
Ärzte denken deshalb:
Friedrich ist dumm und blöde.

Im Jahr 1941 kommt Friedrich nach Lüne-Burg.
In ein Kranken-Haus.
Er kommt in die Kinder-Fach-Abteilung.
Er kommt in das Haus 25.

Der Lüne-Burger Arzt entscheidet:
Friedrich wird nicht wieder gesund.
Er muss sterben.

Eine Kranken-Schwester gibt ihm ein Medikament.
Sie gibt ihm viel zu viel.
Damit Friedrich daran stirbt.
Er wird ermordet.

Er stirbt am 21. März 1942.
Da ist er 9 Jahre alt.

Der Arzt nimmt danach das Gehirn von Friedrich aus dem Kopf.
Er unter-sucht das Gehirn.
Und er schickt es in ein Kranken-Haus nach Hamburg.
Das bleibt alles geheim.

Friedrich wird auf dem Anstalts-Friedhof beerdigt.
Ohne die Eltern.
Sie bekommen die Nachricht über den Tod zu spät.
So schnell können sie nicht nach Lüne-Burg kommen.

Der Mord an Friedrich bleibt auch geheim.

Bis Forscher Teile von dem Gehirn von Friedrich finden.
Das ist erst 70 Jahre später.
Die Gehirn-Teile sind immer noch in dem Kranken-Haus in Hamburg.
Man hat sie einfach vergessen.
Nach dem Ende des Zweiten Welt-Krieges.

Auch die Gehirn-Teile von elf anderen Kindern wurden vergessen.
Alle diese Kinder wurden in Lüne-Burg ermordet.
In der Kinder-Fach-Abteilung in der Lüne-Burger Anstalt.

Die Gehirn-Teile werden 2013 beerdigt.
Es gibt eine Gedenk-Anlage.
Sie erinnert an Friedrich.

Im Jahr 2021 bekommt eine Straße den Namen Friedrich Daps-Weg.
Die Straße ist in der Nähe von der Pestalozzi-Stiftung.
Im Jahr 2022 bekommt Friedrich einen Stolper-Stein.
Er liegt vor dem Haus von der Familie von Friedrich.

Friedrich Daps

Friedrich Daps Stolperstein

Friedrich-Daps Straßenname

Friedrich Daps

Friedrich Daps wurde am 4. Oktober 1933 in Isernhagen bei Hannover geboren. Seine Eltern Willi und Alma Daps hatten noch zwei weitere Kinder. Friedrich war der Älteste. Friedrich hatte eine geistige Behinderung und kam am 17. Juli 1937, begleitet von seinem Vater Willi, in die Pestalozzi-Stiftung in Großburgwedel. Da war Friedrich noch keine vier Jahre alt. Warum die Eltern ihn dorthin brachten, ist nicht bekannt. Vermutlich waren die Eltern mit der Behinderung des Sohnes überfordert. Er sollte nur ein paar Tage dort bleiben.

Am 8. August 1937 wurde Friedrich Daps obligatorisch von einem Arzt begutachtet. Der kam zu dem Schluss, dass Friedrich »anstaltsbedürftig« sei. Die Pestalozzi-Stiftung schob Friedrich daraufhin schon wenig später am 10. August 1937 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhagen ab. Über die Eile war die Anstalt verwundert.

In einem Bericht der Stiftung wurde er als »erziehungsunfähig« bezeichnet. Von Langenhagen aus wurde er im März 1938 in die Anstalten der Inneren Mission Rotenburg verlegt. Die wenigen Einträge in Friedrichs Akte aus beiden Anstalten bezeichnen ihn als »schwachsinnig« und »nicht bildungsfähig«. Am 9. Oktober 1941 wurde er gemeinsam mit 137 anderen Kindern aus Rotenburg in die »Kinderfachabteilung« Lüneburg verlegt.

Dort starb Friedrich am 21. März 1942. Er wurde nur acht Jahre alt. Die angebliche Todesursache »angeborener Schwachsinn« und »Lungenentzündung« kann bezweifelt werden. Höchstwahrscheinlich wurde Friedrich in der »Kinderfachabteilung« Lüneburg mit dem Medikament Luminal ermordet.

Telegrafisch wurde der Vater noch am gleichen Tag benachrichtigt, dass der Sohn bereits am Tag darauf um 15.30 Uhr auf dem Anstaltsfriedhof, dem heutigen Friedhof Nord-West, beerdigt werde. An eine Überstellung der Leiche nach Hannover war nicht gedacht. Vielmehr musste das Kind wohl schnell unter die Erde.

Friedrichs Gehirn wurde nach seinem Tod entnommen und zu Forschungszwecken in das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf geschickt. Dort wurde es mit den Gehirnschnitten von elf weiteren Kinder-Opfern aus der Lüneburger »Kinderfachabteilung« siebzig Jahre später aufgefunden. Diese sterblichen Überreste wurden am 25. August 2013 auf dem Nord-West-Friedhof bestattet, auf dem eine Gedenkanlage eingerichtet worden war.

Im Februar 2021 wurde in Großburgwedel eine Straße nach Friedrich Daps in der Nachbarschaft zur Pestalozzi-Stiftung benannt. Im Frühjahr 2022 wurde ihm in Isernhagen vor seinem ehemaligen Zuhause ein Stolperstein verlegt.

Friedrich Daps im Alter von 4 Jahren, Aufnahmefoto der Anstalten der Inneren Mission Rotenburg August 1937.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 218.

Stolperstein für Friedrich Daps.

ArEGL.

Straßenumbenennung in Friedrich-Daps-Weg.

ArEGL.