Herta Ley

Herta Ley ist 1930 in West-Rhauder-Fehn geboren.
Das ist im Land-Kreis Leer.

Mit 2 Jahren hat sie eine Hirn-Haut-Entzündung.
Das ist gefährlich.
Dann ist das Gehirn entzündet.
Es kann zu einem Schaden kommen.
Und das ist bei Herta passiert.
Sie bekommt eine geistige Behinderung.

Der Vater ist Arbeiter und Bauer.
Auch die Mutter arbeitet in der Land-Wirtschaft.
Herta hat eine jüngere Schwester.

Sie kommt nach Roten-Burg.
In die Anstalt.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Da ist sie fast 4 Jahre alt.
Das hat ein Arzt entschieden.
Es ist der Arzt aus dem Gesundheits-Amt.

Die Eltern sagen:
Herta soll zu Hause bleiben.
Sie kann laufen, sprechen, sitzen, essen, trinken.
Alles alleine und ohne Hilfe.
Aber der Arzt glaubt den Eltern nicht.
Darum bleibt sie in Roten-Burg.

Dort geht es Herta schlecht.
Nach 2 Jahren kann sie nichts mehr alleine.
Sie kann nicht mehr sprechen und laufen.
Auch alles andere hat sie verlernt.
Denn niemand hat mit ihr geübt.

Im Oktober 1941 kommt Herta nach Lüne-Burg.
Dort ist ein besonderes Kranken-Haus.
Sie kommt in die Kinder-Fach-Abteilung.
Das ist eine Abteilung nur für Kinder und Jugendliche.

Nach 4 Wochen bekommen die Eltern einen Brief.
Darin steht:
Herta ist krank.
Sie hat Fieber.
Aber das stimmt nicht.

Im Januar 1942 wird Herta wirklich krank.
Sie bekommt ein Medikament.
Und zwar viel zu viel davon.
Mit Absicht.
Sie soll sterben.
Sie stirbt am 3. Februar 1942.

Der Arzt sagt:
Herta stirbt an einer Lungen-Krankheit.
Sie heißt Tuberkulose oder T B C.
Aber auch das stimmt nicht.
Der Arzt lügt.
Herta hat kein T B C.
Es gibt sogar einen Beweis.
2 Mal wird sie unter-sucht.
2 Mal hat sie kein T B C.

Die Wahrheit ist:
Herta ist ein Opfer des Patienten-Mordes.

Sie wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.
Das ist der Fried-Hof Nord-West.

Viele Jahre später ist eine Pflegerin vor Gericht.
Sie hat Herta das Medikament gegeben.
Sie hat Herta ermordet.
Aber sie sagt:
Ich kann mich an nichts erinnern.
Darum bekommt sie keine Strafe.
Das ist im Jahr 1966.

Nach dem Tod von Herta werden 2 Schwestern geboren:
Das eine Mädchen soll auch Herta heißen.
Weil sie am gleichen Tag geboren ist wie Herta.

Die Tante sagt: Nein!
Gebt dem Kind einen eigenen Namen.
Herta ist ermordet worden.
Ihre Schwester soll davon frei groß werden.

Also bekommt die Schwester den Namen Hanne.
Später erzählt die Tante die ganze Geschichte.
So erfährt Hanne von der Ermordung ihrer Schwester.

Das ist ein Foto.

Auf diesem Foto ist ein kleines Mädchen zu sehen.

Sie ist dick angezogen.

Sie trägt eine Mütze und einen Schal.

Das Mädchen ist Herta Ley.

Jemand hält Herta an der Hand.

Sie ist etwa drei Jahre alt.

Auf diesem Foto sieht man Hertas Familie.

Dort sind Hertas jüngere Schwestern zu sehen.

Und ihre Eltern.

Das Foto ist viele Jahre nach dem Krieg gemacht worden.

Helmut Quast

Helmut Quast ist 1930 geboren.
Er kommt aus dem Alten Land.
Das ist im Süden von Hamburg.
Der Vater ist Bauer und Soldat.
Er stirbt im Krieg.

Die Mutter heiratet einen anderen Mann.
Sie bekommt 2 Kinder mit ihm.
Die Familie lebt auf einem Bauern-Hof.
Die Familie zieht in den Land-Kreis Stade.
Da ist Helmut 6 Jahre alt.

Helmut benimmt sich nicht gut.
Er ist böse und gemein zu anderen Kindern.
Er hat es auch in der Schule schwer.
Er lernt nicht gerne.

Seine Lehrerin sagt:
Helmut muss auf eine Hilfs-Schule.
Das ist eine Schule für Kinder mit Behinderungen.

Ein Arzt vom Gesundheit-Amt sagt das auch.
Er sagt:
Helmut muss in die Anstalt nach Roten-Burg.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Da gibt es eine Hilfs-Schule.

Das passiert im Jahr 1938.

Helmut bleibt in Roten-Burg.
3 Jahre lang.
Dort ist er am Anfang nicht mehr gemein und böse.
Er fällt nicht auf.
Er benimmt sich.

Dann heiratet sein Vater.
Und Helmut darf nicht nach Hause zu seiner Mutter.
Das macht ihn wütend.
Ab dann macht er nicht mehr gut mit.
Er will nicht mehr arbeiten.
Er hilft nicht mehr mit.
Er ärgert andere Kinder.

Im Oktober 1941 kommt Helmut nach Lüne-Burg.
Dort ist ein besonderes Kranken-Haus.
Er kommt in die Kinder-Fach-Abteilung.
Dort wird er ermordet.
Ein Arzt gibt ihm zu viel von einem Medikament.
Er stirbt am 1. März 1942.

Helmut wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.
Aber sein Grab ist bis heute nicht zu finden.
Es ist weg.
Niemand weiß wo es ist.

Hans-Herbert Niehoff

Hans-Herbert Niehoff ist 1933 in Hannover geboren.
Sein Vater arbeitet in einem Laden.
Da kann man Seife und Zahn-Pasta kaufen.

Hans-Herbert hat eine Behinderung.
Er entwickelt sich sehr langsam.
Seine Eltern geben ihn in ein Kinder-Heim.
Da ist Hans-Herbert noch ein Baby.
Er ist erst 7 Monate alt.

Mit 1 Jahr wird er krank.
Er bekommt eine Lungen-Krankheit.
Er muss in eine Heil-Anstalt.
Dort ist auch seine Mutter.
Sie hat die gleiche Lungen-Krankheit.
Sie stirbt an der Krankheit.
Da ist Hans-Herbert fast 2 Jahre alt.

Er bleibt in der Heil-Anstalt.
2 Jahre ist er da alleine.
Seine Mutter ist tot.
Sein Vater kümmert sich nicht.
Er zieht in eine andere Stadt.
Er will mit Hans-Herbert nichts zu tun haben.

Mit 4 Jahren kommt Hans-Herbert woanders hin.
Er kommt in die Anstalt nach Hannover-Langen-Hagen.
Ein Arzt sagt:
Hans-Herbert hat eine Behinderung.
Er ist dumm.
Er kann nichts.

1 Jahr später kommt er wieder in eine andere Anstalt.
Er kommt nach Roten-Burg.
Da bleibt er 3 Jahre.

Der Vater ist jetzt Kranken-Pfleger.
Er ist in Russland im Krieg.
Er kann sich immer noch nicht kümmern.
Das macht die Oma von Hans-Herbert.
Aber sie macht es nicht wirklich.
Sie besucht ihn nicht.
Sie schreibt ihm nicht.
Hans-Herbert ist ihr egal.

Eines Tages bekommt die Oma einen Brief.
Darin steht:
Hans-Herbert muss in die Kinder-Fach-Abteilung nach Lüne-Burg.
Am 31. März 1942 stirbt Hans-Herbert.
Er wird in Lüne-Burg ermordet.
In der Kinder-Fach-Abteilung.

Die Oma bekommt wieder einen Brief.
Darin steht:
Hans-Herbert ist tot.
Er wird in Lüne-Burg beerdigt.

Erst jetzt antworten Oma und Opa.
Sie fragen den Arzt:
Was ist mit Hans-Herbert passiert?
Wo ist sein Schaukel-Pferd?

Das Schaukel-Pferd ist schon lange nicht mehr da.
Das haben sie nicht mit-bekommen.

Das ist Hans-Herbert Niehoff.

Auf dem Foto ist er vier Jahre alt.

Das Foto wurde in der Anstalt in Roten-Burg gemacht.

Fritzchen Wehde

Fritzchen ist 1939 geboren.
Er lebt in der Nähe von Hannover.
Er hat 2 jüngere Geschwister.
Die ganze Familie wohnt in 2 Häusern.
Sie stehen neben-einander und sind gleich.
Sie sind von Zwillingen gebaut.
Es ist der Ur-Groß-Vater von Fritzchen.
Und sein Bruder.
Darum heißen die Häuser »Zwillings-Häuser«.

Die Familie ist sehr eng.
Und liebevoll.
Es sind keine National-Sozialisten.
Die Eltern sind für die Arbeiter-Partei.
Der Vater ist Maurer.

Fritzchen hat eine Behinderung.
Bei der Geburt bekommt er nicht genug Luft.
Sein Gehirn wird nicht gut versorgt.
Davon hat er Schäden.

Das Gesundheits-Amt weiß lange nichts von Fritzchen.
Die Familie passt gut auf ihn auf.
Erst im Juli 1944 muss Fritzchen ins Gesundheits-Amt.
Die Ärztin meldet ihm beim »Reichs-Aus-Schuss«.

6 Wochen später wird Fritzchen abgeholt.
Die Polizei ordnet es an.
Er kommt in die Kinder-Fach-Abteilung Lüne-Burg.
Gegen den Willen der Eltern.

Fritzchen ist in Lüne-Burg sehr traurig.
Er ist wütend und will nach Hause.
Er bekommt ein Medikament zur Beruhigung.
Und er bekommt auch nicht genug zu essen.

Seine Eltern dürfen ihn nur ein einziges Mal besuchen.
Sie schreiben ihm.
Der Arzt antwortet:
Fritzchen ist dumm.
Und er hat Probleme mit dem Bauch.
Er ist sehr schwach.

2 Wochen später stirbt Fritzchen.
Er ist ein Kind-Opfer vom Patienten-Mord.
Der Arzt schreibt den Eltern:
Fritzchen ist tot.
Aber er hätte sowieso kein gutes Leben gehabt.
Er hat eine Entzündung im Gehirn gehabt.

Aber das stimmt nicht.
Der Arzt lügt.
Das fällt den Eltern auf.
Sie wissen früh:
Fritzchen ist ermordet worden.
Der Arzt hat ihn umgebracht.
Weil er eine Behinderung hat.

Fritzchen wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.
Seine Eltern bekommen keine Fahr-Karte.
Sie können nicht hin-fahren und bei der Beerdigung dabei sein.

Auf dem Foto sind zwei Häuser zu sehen.

In einem davon wohnt Fritzchen Wehde.

Auf diesem Foto sieht man ein kleines Kind in einem Kinder-Wagen.

Und eine Frau. Sie steht daneben.

Beide schauen in die Kamera.

Das ist Fritzchen Wehde mit seiner Tante Wilma.

Auf dem Bild sieht man ein kleines Kind.

Und eine ältere Frau.

Das Kind sitzt auf einem Kissen im Garten.

Die Frau hält das Kind fest.

Es ist Fritzchen Wehde mit seiner Großmutter Minna.

Eckart Willumeit

Eckart Willumeit ist 1928 geboren.
Er kommt aus Celle.
Er hat 3 ältere Geschwister.

Eckart wird mit dem Down-Syndrom geboren.
Er hat eine Behinderung.
Er entwickelt sich langsamer als andere Kinder.
Deshalb darf er nicht zur Schule gehen.
Auch auf die Schule für Kinder mit Behinderungen darf er nicht gehen.

Der Vater von Eckart ist von Beruf Maler.
Und er ist National-Sozialist.
Er ist zwischen dem Jahr 1927 und 1933 im Stadt-Rat.
Für die NSDAP.
Das ist die Partei der National-Sozialisten.

Die Eltern trennen sich.
Eckart bleibt bei seiner Mutter.

Ein Arzt im Gesundheits-Amt will Eckhardt sehen.
Da ist Eckart 9 Jahre alt.
Der Arzt unter-sucht ihn.
Er entscheidet:
Eckhardt kann zur Schule gehen.

Aber der Arzt sagt auch:
Die Mutter von Eckart ist nicht gut für ihn.
Sie hilft ihm nicht genug.
Zu Hause bleibt er dumm.
Darum muss Eckart in eine Anstalt.
Eine Anstalt ist ein besonderes Kranken-Haus.

Er kommt in eine Anstalt nach Hannover.
Seine Mutter besucht ihn oft.
Sie holt ihn auf Urlaub nach Hause.
Und sie schreibt ihm Briefe.
Sie hat große Sehn-Sucht nach ihm.
Eckart ist auch sehr traurig.
Er vermisst seine Familie.
Aber er geht zur Schule.
Er lernt Buchstaben.
Und er lernt lesen.

1 Jahr vergeht.
Eckart kommt in eine Anstalt nach Roten-Burg.
Dort gibt es keine Schule.
Es geht im schlechter.

Im Oktober 1941 kommt Eckart nach Lüne-Burg.
In die Kinder-Fach-Abteilung.
Dort geht es im noch schlechter.
Er bekommt zu viel von einem Medikament.
Daran stirbt er.
Er wird ermordet.
Das ist im Februar 1942.
Eckhardt ist da 13 Jahre alt.

Eckhardt wird in Celle beerdigt.
So will es seine Mutter.
Sie holt seinen toten Körper nach Hause.

Das ist ein Foto von Eckart Willumeit.

Auf dem Bild ist er 10 Jahre alt.

Das Foto wurde in der Anstalt in Roten-Burg gemacht.